Wie behindert bist du eigentlich?!

„Nimm Deine betroffene Hand dazu!“ Warum dieser Satz…

„Nimm Deine rechte/linke (betroffene) Hand mit dazu.“
„Beide Hände gehören auf den Tisch.“
„Du hast zwei Hände.“

Als Elternteil eines Kindes mit Hemiparese hast Du diese oder ähnliche Sätze vermutlich auch schon zu Deinem Kind gesagt. Absolut sinnvoll, denn manchmal vergisst man seine betroffene Hand einfach im Alltag… denn das Meiste klappt ja auch irgendwie einhändig mit der nicht betroffenen Hand.

Gleichzeitig habe ich neulich festgestellt:

Wenn man es mit der Beidhändigkeit übertreibt, kann daraus auch ein wesentlicher Nachteil entstehen!

Als ich klein war, ging es meinen Eltern, TherapeutInnen und LehrerInnen verständlicherweise viel darum, dass ich lernte, zweihändig meinen Alltag zu bestreiten. Die Sätze von oben kenne ich daher nur zu gut.
Dadurch habe ich nach und nach wirklich verinnerlicht, meine linke und rechte Hand beide zu nutzen – wenn möglich parallel.

Ein Detail wurde dabei jedoch vernachlässigt:

Durch das ständige beidhändige Arbeiten habe ich kaum gelernt, meine Finger und Arme unabhängig voneinander anzusteuern.

Die Konsequenz: Wann immer ich meine rechte Hand gezielt bewegte, spannte meine linke mit an – so als wollte sie helfen. Und umgekehrt war und ist es teilweise noch genauso. Beide Hände und Arme wollen immer mitmachen, sind sozusagen miteinander verschaltet. Kam Kraft hinzu, waren auch meine beiden Schultern involviert.

Doch genau das führte bei mir über Jahre hinweg mehr und mehr zu Verspannungen, die sich von meinen Armen bis zum Nacken hochzogen. Ich habe immer gerätselt, warum ich diese Verspannungen hatte, mittlerweile kenne ich einen der Hauptgründe.

Auch hier kommt es auf die Balance an!

Es braucht beides – die Hände sollten miteinander, aber auch unabhängig voneinander arbeiten können.
Mittlerweile ist daher in meinem Trainingsplan auch festverankert: die Hände regelmäßig einzeln bewegen und trainieren. Während die eine Hand etwas macht, soll die andere Hand möglichst offen und entspannt daliegen und sich nicht mitbewegen. Genau das übe ich auf beiden Seiten.

Ein paar mehr Übungen dazu greife ich auch hier im Video auf! (klick)>>

Mit tollem Erfolg: Schon ein paar Wochen mit diesem neuen Training haben mir geholfen, deutlich entspannter im Schulter- und Nackenbereich zu werden und meine Hände unabhängiger voneinander zu machen. Für mich ein riesiger Gewinn in meinem Alltag.

Warum erzähle ich Dir das?

Möglicherweise ist es bei Euch ähnlich und Ihr habt vor allem im Kopf, dass Euch Kind lernt, seine betroffene Hand mit einzusetzen. Das ist, wie gesagt, auch absolut richtig und wichtig für die Verbesserung seines/ihres Handicaps.

Gleichzeitig fällt dabei manchmal hinten rüber, dass beides wichtig ist – die Hände miteinander und einzeln bewegen und entspannen lernen.

Und gerade Entspannen ist ein wichtiger Teil des Übens! Denn Hemiparese ist oft verbunden mit einem erhöhten Muskelturnus, einer zu starken Anspannung in den Muskeln der betroffenen Seite. Und wenn man zusätzlich nur in die Anspannung arbeitet, kann es ggf. passieren, dass man den Turnus sogar noch erhöht.

Daher mein Impuls: 

Falls Du merkst, Deinem Kind fällt es schwer, seine Hände unabhängig voneinander zu bewegen, sprecht vielleicht mal mit Eurem/Eurer TherapeutIn und sammelt Ideen, wie Ihr zukünftig beides fördern könnt – das beidseitige und unabhängige Bewegen der Hände. Es lohnt sich!

Dieser Beitrag könnte Dich auch interessieren: Ereignisketten stoppen – ein Tipp!

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert