Wie behindert bist du eigentlich?!

Ziel: 3 Gänge-Menu zu Silvester

Seit einigen Wochen begleite ich eine junge Frau, die vor ca. 2 Jahren einen Schlaganfall hatte. Nennen wir sie Svenja. Svenja hat seitdem eine Hemiparese auf der rechten Seite.
Als wir uns kennenlernten, fehlte ihr komplett die Motivation, mit ihrer rechten Seite zu trainieren. Sie glaubte, sie könne die Beweglichkeit ihrer rechten Hand nicht mehr verbessern und überhaupt: ihre rechte Hand könne fast nichts!

Im 1. Coaching  fanden wir heraus:

Einer ihrer größten Träume ist es, ihren Freundinnen und Freunden an Silvester wieder mal ein leckeres Abendessen inkl. Vor- und Nachspeise zu zaubern. Das hat sie früher schon so gerne gemacht.
Total tolles Ziel, dachte ich gleich! Denn wenn Svenja davon sprach, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. 

Also war klar: Wir arbeiten an diesem Ziel! Svenja war zwar noch kritisch, wie sollte das denn gehen? Aber wir legten los.

Und eine Sache, die wir gleich als allererstes besprachen: 

„Blinde Flecken“!

Blinde Flecken, eine kleine Erfindung von mir, sind Dinge und Aktivitäten im Alltag, die wir gewohnheitsmäßig mit der Hand machen, die nicht von der Hemiparese betroffen ist. In Svenjas und meinem Fall: mit der linken Hand.
Eigentlich könnte dabei die andere Hand aber schon mithelfen oder es sogar alleine schaffen. 
Hier ein paar mögliche Beispiele:

  • Lichtschalter an und ausknipsen. Auch, wenn die Hand noch nicht geöffnet werden kann, ist das oft schon möglich.
  • Einen (kleinen) Topf beidhändig festhalten,
  • Eine Flasche/Glas beidhändig festhalten beim Trinken
  • die Waschmaschine beidhändig ausräumen – mein ganz persönlicher blinder Fleck 😉 

Jede/r hat unterschiedliche blinde Flecke. Und es lohnt sich zu schauen:
Wo nutze ich ausschließlich meine gut funktionierende Hand, obwohl die andere helfen oder es ggf. sogar selbst machen könnte?

Genau das haben wir auch gemacht!

Dabei haben wir natürlich auch in der Küche von Svenja vorbeigeschaut und dort einiges ausprobiert:

  • Backofen öffnen und schließen,
  • Kühlschrank auf und zu,
  • Sieb halten,
  • Obst und Gemüse schneiden,
  • einen kleinen Topf greifen.

Und währenddessen fanden wir heraus:

Vieles davon klappt bereits, entweder einhändig mit minimaler Unterstützung der Linken beim Armheben (Backofen, Kühlschrank öffnen und schließen) oder beidhändig. Besonders überrascht hat uns, dass sie schon einen Topf beidhändig festhalten und Wasser daraus kippen kann. 

Vorher hatte Svenja gedacht, ihre rechte Hand könne einfach nichts. 
Jetzt kann sie für sich und mit Unterstützung ihrer rechten Hand Nudeln kochen, Pudding oder Suppe. 
Klar, bis zum 3-Gänge-Menü dauert es noch, vermutlich wird es statt einem Silvester-Menü ein Frühlings-Menü im März oder April. Aber die ersten Schritte klappen jetzt schon!
Und das gab ihr letztendlich auch die Motivation, wieder Gas zu geben und an ihre Ziele zu glauben.

Welches Ziel verfolgst Du aktuell? 
Und hast Du auch schon mal nach blinden Flecken in Deinem Alltag geschaut?
Schreibe es gerne in die Kommentare!

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