Wie behindert bist du eigentlich?!

Bringt mir die Übung, das Trainingsgerät noch was?

Diese Frage höre ich ziemlich oft in Gesprächen und Coachings; „Bringt mir das Gerät, die Übung noch was?“.

Ich kenne diese Frage auch gut von mir!

Ich stelle sie mir, wenn es z.B. um eine Übung geht, die ich schon eine Zeit lang mache, ich jedoch schon länger keinen Erfolg oder Fortschritt bemerke; oft ein blödes Gefühl!

Vielleicht kennst Du diese Frage auch von Dir.

Was ich immer mache, wenn bei mir diese Frage aufkommt:

Ich hole mir zunächst den Rat meiner Ergotherapeutin oder meines Arztes ein. Weil, was ja auf jeden Fall zu verhindern ist: Dass sich, wenn ich die Übung nicht mehr mache, eine Verschlechterung meiner Beweglichkeit einstellt.

Was ich aber auf jeden Fall auch machen würde:

Mir selbst ein paar Fragen stellen! Und zwar:

1. Welches Ziel habe ich ursprünglich mit der Übung bzw. dem Trainingsgerät (z.B. einer Orthese) verfolgt? Was wollte ich dadurch mehr können?

Ein Beispiel von mir, die Übung „Knetenwandern“:
Dabei geht es darum, mit zwei Fingern (z.B. dem Zeige- und Mittelfinger oder dem Ringfinger und kleinen Finger) vorwärts und rückwärts über Knete zu „wandern“.
Falls Du die Übung nicht kennst, schau mal hier vorbei (klick) >>.

Mein Ziel dahinter: Jeden Finger einzeln bewegen und ansteuern zu können. Ich mache diese Übung regelmäßig seit mehreren Jahren.

2. Was habe ich mithilfe der Übung, dem Gerät bisher erreicht? Welche kleineren und größeren Erfolge hatte ich? 

Beispiel von mir:
Innerhalb dieser Übung kann ich inzwischen alle meine Finger einzeln bewegen. Ich kann meine Finger viel leichter ansteuern; auch im Alltag.

3. Und wann hatte ich den letzten kleinen Erfolg mit der Übung, dem Gerät?

Beispiel von mir: Vor etwa 8 Wochen. Mein kleiner Finger hat sich deutlich leichter strecken und beugen lassen als zuvor.

Und, wenn ich feststelle…

… der letze Erfolg ist schon eine Zeit lang her, dann überlege ich: Gibt es eine alternative Übung, die ich stattdessen machen kann bzw. gibt es ein anderes Trainingsgerät, das ich nutzen kann?

Beispiel von mir: Ich könnte mir nochmal meine Gummibänder-Platte schnappen (ein Trainingsgerät, das ich vor einiger Zeit gebaut habe, um die Kraft in meinen einzelnen Fingern zu trainieren). Oh ja, das mache ich!
Wenn Du die Gummibänder-Platte noch nicht kennst, schaue hier vorbei! (klick) >>.

Wenn ich keine Einfälle habe, welche alternativen Übungen oder Materialien es gibt, frage ich meine Ergotherapeutin und hole mir Ideen ein.

Du fragst Dich vielleicht jetzt: Was ist denn „länger keinen Erfolg haben“?

Gute Frage! Das ist natürlich bei jedem ein bisschen individuell. Bei mir ist „länger her“ so ab 6 – 8 Wochen ca. Ab dem Zeitpunkt taucht fast schon automatisch die Frage in meinem Kopf auf: Bringt mir die Übung noch was? Und ab dem Zeitpunkt suche ich meist nach Alternativ-Übungen.

Der Vorteil ist: Du kannst selbst entscheiden, wann für Dich der richtige Zeitpunkt ist!

Und dann würde ich mir einen Zeitraum nehmen…

… von 2 – 3 Wochen, in denen ich die Übung, das Trainingsgerät weglasse und stattdessen die Alternativ-Übung mache.

Andere Möglichkeit: Du lässt die Übung nicht ganz weg, sondern machst sie weniger häufig, wenn Du bei Deinen Überlegungen merkst: „Hey, eigentlich ist der letzte Erfolg gar nicht so lange her!“

Und nach dieser Zeit…

… würde ich wiederum schauen:
Wie geht`s mir jetzt?
Was hat mir das Alternativ-Training gebracht?
Und will ich die weggelassene Übung wieder machen bzw. das Trainingsgerät wieder nutzen? Oder bleibe ich lieber bei der Alternative?

Vielleicht denkst Du jetzt:
Bor, ganz schön viele Fragen!

Ja, absolut! Und oft auch gar nicht so leicht zu beantworten. Gleichzeitig ist es sooo wichtig, sich (mehr) mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, weil wir durch sie mehr Kontrolle übernehmen können. Wir wissen mehr: Wie geht`s mir eigentlich mit dem Training, der Therapie bzw. dem Hilfsmittel? Wir wissen auch, was wir damit erreichen wollen. Und dann können wir später auch sagen: Bringt mir das Gerät gerade noch etwas oder soll ich`s eher weglassen und effektivere Möglichkeiten finden?

Deshalb mein Impuls:

Wenn Du bei manchen Trainingsgeräten oder Übungen auch nicht so genau weißt, ob und was sie Dir noch bringen, gehe in Gedanken mal die einzelnen Fragen durch. Schreibe Dir Deine Antworten vielleicht sogar auf.
Ich bin mir sicher: Danach hast Du mehr Klarheit über Dein derzeitiges Training und vielleicht auch schon Ideen, wie Du es noch wirkungsvoller machen kannst. Ganz viel Erfolg dabei!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema!

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