Wie behindert bist du eigentlich?!

Die Ergotherapie und ich

Physio- oder auch Ergotherapie waren für mich früher einfach 2 Termine im Kalender. Ich bin hingegangen, meine Therapeuten haben mich behandelt (z.B. irgendwelche Übungen mit mir gemacht), wir haben uns nett unterhalten und ich bin wieder gegangen.
Verbesserungen bei meiner Hemiparese? Fehlanzeige!
Klar, ich habe zu Hause auch nicht weiter trainiert. Und ich wusste auch nicht, wie.

Im Nachhinein denke ich oft: 

Ich hätte die Therapien gerne mehr für mich genutzt. Aber ich wusste halt einfach nicht, dass es geht und wie es geht! Das sagt einem nämlich niemand!

Heute weiß ich: Therapie kann unglaublich dabei helfen, die eigene Beweglichkeit zu verbessern. Ich muss sie nur anders nutzen!

Vielleicht geht es Dir manchmal ähnlich. Du würdest gerne mehr von Deiner Physio-, Ergo- oder Logopädie profitieren und schneller Fortschritte sehen.

Hier kommen ein paar Ideen, die meine Therapie viel effektiver gemacht haben:

Sie haben weniger mit den Therapeuten zu tun, als viel mehr mit mir selbst!

1. Ich komme mit klaren Zielen in die Therapie!

Heißt: Ich weiß ganz genau, was ich mit meiner betroffenen Hand oder meinem Fuß wieder lernen will. Und genau das trainieren wir dann in der Therapie.

Zurzeit geht es mir zum Beispiel darum, die Bewegung in meinem Handgelenk weiter auszubauen. Und immer, wenn ich zur Therapie reinkomme, fragt meine Ergo schon: „Heute arbeiten wir wieder am Handgelenk?“
Ich nicke und wir legen los.

2. Ich frage ganz viel!

Jedes Mal, wenn ich mir neue Ziele setze, bitte ich meine Ergo, mir Übungen dafür zu zeigen, damit ich sie zu Hause machen kann. Manchmal überlegen wir auch zusammen, wie ich für ein bestimmtes Ziel trainieren kann und entwickeln gemeinsam Übungen.

Oder ich frage sie nach den einzelnen Muskeln, Bändern und Sehnen, die an einer bestimmten Bewegung beteiligt sind. Dadurch bekomme ich ein klareres Bild von der Bewegung und kann sie mir besser vorstellen. Ich weiß mehr, wie mein Körper funktioniert. Und dieses Wissen kann ich wiederum für mein mentales Training (z.B. Visualisierung) zu Hause nutzen.

3. Ich hole mir keine Prognosen mehr ein!

In meiner früheren Physiotherapie habe ich oft gefragt: „Geht das irgendwann besser?“ oder „Kann ich das noch lernen?“.
Das Problem an diesen Fragen: Sie kann niemand beantworten. Denn es weiß einfach keiner, was möglich ist und was nicht, wenn man es nicht ausprobiert!

Mein Physiotherapeut früher meinte es gut, als er sagte: „Das und das wirst Du wahrscheinlich nie können.“, wenn ich ihn fragte. Er wollte mir keine falschen Hoffnungen machen.
Was dabei aber passierte: Ich verlor völlig die Motivation und den Mut, Neues auszuprobieren und weiter an der Verbesserung meiner Hemiparese zu arbeiten.

Heute kann ich vieles, von dem, was früher unmöglich schien (z.B. klettern, Gläser halten, der ganz normale Führerschein), einfach, weil ich es ausprobiert und trainiert habe.

Genau deshalb frage ich heute nicht mehr meine Therapeuten: „Geht das irgendwann?“. Ich frage zuerst einmal mich selbst:
„Wie kann der Weg dahin aussehen? Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen?“. Oft besteht dieser Weg aus vielen kleinen Einzelschritten, die ich nacheinander angehen kann. Und genau dabei unterstützt mich meine Ergo, indem sie mir Übungen für die Einzelschritte zeigt.

Diese 3 Dinge haben mir sehr dabei geholfen, mehr von meiner Therapie zu profitieren und vor allem auch schneller Erfolge zu sehen.

Vielleicht sind sie auch Ideen für Dich und Deine Zusammenarbeit mit Therapeuten. Was denkst Du?

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