Wie behindert bist du eigentlich?!

Paarbeziehung im Blick

In meinen Coachings mit Paaren erlebe ich oft:
Die Hemiparese des eigenen Kindes kann eine echte Belastungsprobe für die Paarbeziehung darstellen!

Von Anfang an…

Vor der Diagnose die Unsicherheit: Was ist mit unserem Kind?
Nach der Diagnose meist ein komplett offener Weg…

  • Was wird unser Kind lernen?
  • Was vielleicht auch nicht?
  • Welche Therapien brauchen wir?

Später die zahlreichen Therapietermine, Sanitätshausbesuche, Arztgespräche usw.

Hinzu kommt der häufig unterschiedliche Umgang mit der Situation. 

In Coachings mit Eltern erlebe ich oft: Ein Elternteil findet relativ schnell einen Weg, die Dinge positiv zu sehen und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten.
Das andere Elternteil hadert oft länger mit der Situation, malt sich vielleicht auch aus, was das Kind alles nicht schaffen könnte und was es für es bedeutet.

Alle Eltern sind da natürlich unterschiedlich und die jeweilige Einstellung kann sich im Verlauf der Zeit auch verändern.
UND: Jede Einstellung, jeder Gedanke über diese Situation darf da sein! Mehr noch, häufig ergänzen sie sich sogar, wenn man gemeinsam nach Möglichkeiten und Wegen sucht.

Ein weiterer Punkt, der hinzukommt:

Nicht selten ist es so, dass besonders ein Elternteil die Therapie- und Arztbesuche übernimmt und dementsprechend deutlich mehr mit der Diagnose und dem, was das Kind alles noch lernen muss, konfrontiert ist.

All das kann herausfordernd für eine Beziehung sein und sie auch in den Hintergrund rücken lassen.

Und genau deshalb ist es sooo wichtig, sie im Blick zu behalten!

In Coachings mit Eltern erlebe ich immer wieder: Es hilft unglaublich, wenn beide ins Gespräch kommen und ihre jeweilige Perspektive erzählen. Man bekommt wieder mehr mit, wie es dem/der anderen geht, was ihn/sie beschäftigt und versteht seine/ihre Sichtweise.
Im stressigen Alltag geht das so schnell unter.

Und genau deswegen empfehle ich Eltern immer wieder auch, sich unter der Woche ca. 30 Min. Zeit zu nehmen und einfach zu reden.

5-10 Min. erzählt der/die eine, was ihn sie gerade beschäftigt, 5-10 Min. der/die andere. Und das, ohne sich gegenseitig zu unterbrechen. Anschließend sprechen beide noch einmal über beide Erzählungen, klären Fragen, sammeln ggf. Lösungen.

Das Ziel sind hier aber keine Lösungen, sondern zu verstehen, was gerade in dem/der anderen vorgeht und sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. Man behält sich im Blick.

Du wirst es schon öfter gelesen haben, aber…

… klar, neben Reden spielt auch miteinander Zeit verbringen eine große Rolle. Ich weiß, das ist im Alltag mit Kind(ern) eine ganz besondere Herausforderung. Da sind die ganzen Therapien, die Arbeit, der Haushalt, die Familienzeit, ggf. gelegentlich auch Freunde treffen, Sport usw.

Und gleichzeitig ist Zeit zu zweit das, was eine Beziehung auf Dauer am Leben erhält und sie stärkt. Daher empfehle ich immer auch, regelmäßig Paarzeit bzw. Dates einzuplanen. Und das kann ganz unterschiedlich aussehen….

Ein Paar, das ich begleitet habe, geht seit unserem Coaching jede Woche, manchmal alle 2 Wochen einmal morgens frühstücken, nachdem die Kids in der Kita sind.
Ein anderes Paar geht mittwochabends essen, mal passt die Oma auf die Kinder auf, mal eine Babysitterin.
Wieder ein anderes Paar macht alle 2 Wochen in der Mittagspause einen Spaziergang, bevor die Kinder aus der Schule kommen.

Und was ich bei allen gemerkt habe: Dadurch bauen sie eine stärkere Verbindung zueinander auf. Selbst, wenn es nur 1-2 Stunden sind, die sie zu zweit verbringen, es verändert etwas in der Paardynamik.

Last but not least:

Am Anfang einer Beziehung weiß man meistens sehr genau, was einem an seinem/seiner PartnerIn gefällt, was man an ihm/ihr liebt und warum er/sie der bzw. die Richtige ist.
Im Verlauf der Beziehung kann das im Alltag mit Job und Kind(ern) schnell mal in Vergessenheit geraten.
Denn gerade, wenn wir Stress haben, tendiert unser Gehirn dazu, sich auf Negatives zu konzentrieren und das, was nicht so gut läuft – auch in der Partnerschaft.

Einem fällt z.B. mehr auf, was er/sie mal wieder vergessen hat, was einen an ihm/ihr stört, was er/sie falsch gemacht hat. Deshalb kann es total hilfreich, regelmäßig bewusst darüber nachzudenken:

  • Was mag ich an meinem/meiner PartnerIn?
  • Was finde ich toll?
  • Was bewundere ich vielleicht auch?

Verstehe mich bitte richtig, es geht nicht darum, sich den/die PartnerIn schön zu denken. Man muss nicht alles an ihm/ihr gut finden.
Es geht darum, den Blick wieder dafür zu öffnen, was einem an der Partnerschaft gefällt und warum man sie führt.
Darüber hinaus hilft es dabei, auch im Alltag wieder mehr auf die positiven Dinge und Momente zu achten. Sie fallen einem wieder mehr ins Auge.

Eine gelungene Partnerschaft zu führen, ist oft herausfordernd. Wenn ein Kind mit Handicap dazu kommt, nochmal deutlich mehr. Und gleichzeitig erlebe ich immer wieder:
Wenn Paare es schaffen, einander im Blick zu behalten und zusammen Wege zu finden, kann ihre gemeinsame Geschichte mit dem Kind sie auch unheimlich zusammenschweißen. Sie wachsen als Team zusammen.

Ich wünsche allen Paaren da draußen genau das!
Und eine gute Woche!

Viele Grüße,
Janina

P.S.:

Falls Du merkst, Du bzw. Ihr würdet gerne mal mit jemandem über Eure Beziehung sprechen, Eure Themen näher anschauen und neue Perspektiven entwickeln, dann meldet Euch jederzeit gerne via Mail bei bei mir (info@wie-behindert-bist-du-eigentlich.de). Ich unterstütze Euch gerne dabei.

Dieser Beitrag könnte Dich auch interessieren:

„Welche Förderung hattest Du als Kind, Janina?“

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert