Wie behindert bist du eigentlich?!

Herausforderung (Kinder)arztbesuche

Aus meinen Coachings mit Eltern weiß ich:

Arzt- und SPZ-Termine mit dem eigenen Kind können nervlich ganz schön herausfordernd sein.

Gar nicht unbedingt wegen des Kindes, sondern vor allem auch, weil man als Mama bzw. Papa oftmals selbst total angespannt ist.
Denn häufig stehen bei solchen Terminen die Schwächen des Kindes im Vordergrund, das, was es alles aufgrund seines Handicaps noch nicht schafft.

Bei vielen Eltern löst genau das Stress aus, absolut verständlich! Denn wer hört schon gerne, was vermeintlich alles nicht geht bzw. wo überall die Baustellen des Kindes liegen und was noch alles zu tun ist.

Manche Eltern haben nach diesen Terminen auch schnell das Gefühl, ihr Kind nicht genug zu fördern, einfach weil es sooo viele Möglichkeiten gibt (Physio-, Ergotherapie, Logopädie, Orthesen, tiergestützte Therapie, medialgestützte Therapie, Rehas, Botox, Zimttherapie uvm). Jede auszuprobieren – ganz schön herausfordernd.

Hinzu kommt Unsicherheit, wenn beispielsweise ÄrztInnen und der/die behandelnde PhysiotherapeutIn Unterschiedliches empfehlen – der/die eine rät beispielsweise zur Botoxtherapie, der/die andere rät eher davon ab. Wer hat jetzt Recht?

Falls Dich Arzttermine wie diese auch immer mal wieder stressen, hier ein paar Ideen, die Dir helfen könnten, in solchen Momenten entspannter zu bleiben:

Impuls Nr. 1: Vorab Fragen notieren!

Ich war früher etwa alle 6 Monate zur Kontrolle bei meinem behandelnden Arzt im Krankenhaus. Er checkte meine Motorik, verschrieb mir Physiotherapie, gab uns Behandlungstipps. Und immer, wenn wir da waren, hatte meine Mutter einen ganzen Fragenkatalog im Kopf mit dabei.
„Hat sich etwas verschlechtert?“
„Welche Förderung können wir noch probieren?“  
„Brauchen wir nochmal eine Orthese für die Hand?“

Und viele Fragen konnte sie stellen, aber sie vergaß auch einige, worüber sie sich im Nachgang ganz schön aufregte.
Ich weiß auch von vielen anderen Eltern, dass es ihnen schwerfällt, sämtliche Fragen im Kopf zu behalten, gerade dann, wenn es im Gespräch besonders darum geht, was das Kind nicht schafft.

Daher ist mein 1. Impuls: Mache Dir im Vorfeld eine kleine Liste mit Fragen, die Du stellen willst. Auf diese Weise gehst Du sicher, dass Du nachher alles weißt, was für Dich und Euch wichtig ist.

Impuls Nr. 2: Überlegt gemeinsam, wer geht mit zu den Arztterminen?

In meinen Coachings erlebe ich häufig: Hauptsächlich begleitet die Mama das Kind zu Therapien und Arztterminen, während sich der Papa ums andere Kind kümmert oder arbeitet.
Diese Aufteilung kann gut funktionieren. Jedoch kenne ich einige Mütter, für die besonders die regelmäßigen Kontrollen beim Arzt eine echte Belastung darstellen.
Sie leiden darunter, immer wieder zu hören, was ihr Kind nicht kann und was sie noch alles tun müssten.

Viele Väter hingegen berichten mir, dass sie solche Termine relativ entspannt sehen. Schließlich gehe es dabei ja darum, das Kind noch besser zu unterstützen und dafür müsse man über das sprechen, was noch nicht geht. Natürlich auch absolut richtig!

Und gerade wenn die Sichtweisen so sind – der eine Elternteil empfindet die Termine als Belastung, der andere eher entspannt – dann lohnt es sich zu überlegen, die Rollen in diesem Bereich zu tauschen.
Auch hier könnte eine Fragenliste helfen, die man zuvor gemeinsam erstellt. So können beide Eltern sicher gehen, dass alle wichtigen Fragen gestellt werden.

Natürlich auch denkbar: Man geht zu dritt zum Arzttermin, damit alle dabei sind.

Impuls Nr. 3: Nimm einen Regenmantel mit!

Kleiner Scherz, aber nicht ganz. Der „Regenmantel“ ist eine kleine mentale Technik:
Bevor Du und Dein Kind zum Arzt/zur Ärztin gehen, stelle Dir vor, Du trägst einen dicken Regenmantel, an dem alles abprallt. Und zwar nicht nur Regentropfen, sondern auch das, was zu Dir bzw. Euch gesagt wird.

Du bekommst durch Deinen Mantel natürlich weiter alles mit, aber eben nicht mehr so doll, denn der Mantel schützt Dich, lässt die Worte an Dir abprallen.

Ich weiß, klingt erstmal strange, gerade, wenn man noch nicht viel mental gearbeitet hat. „Ich soll mir einen Mantel vorstellen?“
Aber ja, genau das! Probier`s mal aus! Überlege:

  • Wie sähe dieser Mantel aus?
  • Wie lang wäre er?
  • Welche Farbe hätte er?
  • Ist er gefüttert oder eher dünn, luftig?
  • Aus welchem Material wäre er?

Stelle ihn Dir möglichst genau vor.

Der Vorteil: Durch den Mantel lässt Du  das Gesagte nicht so nah an Dich ran, es macht während des Gesprächs weniger mit Dir. Und Du hast die Möglichkeit, das Gesagte erstmal sacken zu lassen, statt sofort zu grübeln, was nach diesem Termin alles zu tun ist.

Ganz viel Erfolg beim Ausprobieren und natürlich für die weiteren Arzttermine!

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