Hemiparese verbessern – Das ist sehr hilfreich:
Wenn Du mich schon länger verfolgst, weißt Du: Ich bin ein großer Fan davon, mir im Training mit meiner Hemiparese konkrete Ziele zu setzen, z.B. ein Sektglas mit meiner betroffenen Hand halten und daraus trinken, ein Peace-Zeichen machen, den Kühlschrank öffnen und schließen usw.
Und noch bevor ich an diesen Zielen arbeite, mache ich jedes Mal…
… eine Analyse der Bewegungen, die ich gerne können will (z.B. beim Sektglas halten).
Das heißt, ich finde heraus:
- welche Finger wann wo sein müssen, um das Sektglas anzuheben und daraus zu trinken,
- in welcher Stellung mein Arm sein sollte,
- meine Schulter,
- manchmal auch, welche Muskeln daran beteiligt sind und welche nicht.
Und, wenn ich das weiß, teile ich diese Bewegungen in einzelne Schritte ein.
Beim Sektglas halten beispielsweise:
- Hand zum Glas,
2. Greifen UND Festhalten,
3. Anheben,
4. zum Mund führen usw.
Warum das Ganze?
Einerseits, damit ich schauen kann:
Was an meiner „Ziel-Bewegung“, etwa dem Sektglas halten, kann ich schon?
- Kann ich beispielsweise schon den Stiel des Glases mit den Fingern greifen oder greift noch die ganze Hand?
- Kann ich das Glas schon anheben?
- Was passiert derzeit, wenn ich es zum Mund führen will? Krampft dann beispielsweise meine Hand oder öffnet sie sich?
Das heißt, ich kann einen Ist-Zustand festlegen und von da aus schauen: Wie trainiere ich jetzt weiter? Welche Bewegungen muss ich lernen?
Bei mir damals:
- das gezielte Greifen mit allen fünf Fingern, statt „nur“ mit drei (Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger).
- die Kraft im rechten Arm, um das Glas länger als 10 Sekunden halten zu können,
- das Führen zum Mund,
- die Wahrnehmung in meinem Ringfinger und kleinen Finger.
Dadurch hatte ich einen Plan, den ich angehen konnte. Ich wollte nicht nur irgendwas erreichen, sondern genau das. Mein Training und auch meine Ergotherapie bekamen dadurch deutlich mehr Sinn.
Und zusammen mit meinem Coach und meiner Ergotherapeutin habe ich dann Übungen entwickelt, die mich bei meinem Ziel vorwärts gebracht haben.
Andererseits nutze ich die Bewegungsanalyse auch, …
… um anschließend diese Ziel-Bewegung regelmäßig im Kopf durchzugehen. Mir vorzustellen, wie ich diese Bewegung mit meiner rechten Hand mache, wie ich beispielsweise mit meiner rechten Hand ein Sektglas halte und daraus trinke.
Man spricht hierbei auch von Visualisierung, einer mentalen Technik, die ursprünglich aus dem Leistungssport kommt. Sie hilft Athletinnen und Athleten dabei, sich auf ihren Wettkampf oder ihr nächstes Spiel vorzubereiten.
RennfahrerInnen nutzen sie beispielsweise, um sich auf schwierige Kurven innerhalb einer Rennstrecke einzustellen, indem sie die Strecke vorher im Kopf immer wieder abfahren.
Auch in der Wissenschaft ist heute sehr gut bekannt, dass unser Gehirn nicht nur beim Tun lernt, sondern auch durch gezielte Visualisierung, also die Vorstellung einer Bewegung.
Und genau diese Erfahrung mache ich auch immer wieder!
Visualisierung hat mir schon dabei geholfen,
- mehr Bewusstsein für Bewegungen zu bekommen,
- Bewegungen mit meiner Hand vorzubereiten, die früher nicht möglich waren und
- meinen Fußheber anzusteuern.
Der Hammer! Und genau deshalb bin ich ein riesiger Fan dieser Technik in Kombination mit der Bewegungsanalyse.
Mein Impuls:
Probiere das Ganze selbst mal aus. Überlege Dir:
- Welche konkrete Bewegung würdest Du gerne können? (z.B. Glas halten, Schrank öffnen, eine Schleife binden, etwas schneiden, Peace-Zeichen usw.)
- Schaue Dir an: Wie sieht die Bewegung aus, die Du gerne können willst? Und teile sie dann in Schritte ein.
- Überlege anschließend: Wo kannst Du jetzt ansetzen? Welche Übungen kennst Du, die dazu passen könnten?
- Und, wenn Du ein paar ruhige Minuten hast, probiere unbedingt auch mal das Visualisieren aus!
Ganz viel Erfolg Dir!
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