Wie behindert bist du eigentlich?!

Auf dem Weg zum beweglichen Handgelenk

Es war warm draußen. Ich trug ein luftiges Sommerkleid und nippte an einer Cola. Ich stand mit ein paar Freunden zusammen, mit denen ich mich über meinen letzten Urlaub unterhielt. Auf einmal kam eine junge Frau hinzu, die ich nicht kannte. Ganz offensichtlich kannte sie auch kein anderer aus der Gruppe, denn sie sagte sofort: „Hey, ich bin Anna.“. Sie lächelte und fing sie an, uns einem nach dem anderen die rechte Hand zur Begrüßung zu reichen.

In genau diesem Moment wurde ich nervös!

Warum? Weil es mich nach wie vor viel Konzentration kostet, anderen meine rechte Hand zu reichen. Vor dem Händeschütteln muss ich nämlich an so einiges denken:

  1. Den rechten Arm ausstrecken,
  2. alle meine Finger gerade halten,
  3. die Hand leicht nach unten neigen (Bewegung aus dem Handgelenk),
  4. und im richtigen Moment die Hand der anderen Person drücken.
  5. Ach ja: Lächeln nicht vergessen ;).

Bei den meisten Menschen ist der Händedruck schon ein Reflex!

Sie denken nicht darüber nach, was sie genau tun, wenn sie ihre Hand zur Begrüßung reichen. Es passiert völlig automatisch.

Bei mir ist das (noch) nicht so!

Ich bin jedes Mal voll konzentriert auf die vier Schritte. Und genau deshalb ist das Händeschütteln auch jedes Mal etwas Herausforderndes für mich.

Dieses Mal klappte es!

Die junge Frau, die sich als Anna vorgestellt hatte, begrüßte drei Mädels, dann war ich an der Reihe. Ich streckte meine Hand aus, achtete auf gerade Finger und die Handgelenksbewegung. Anna und ich schüttelten uns die Hände und ich hatte den Eindruck: Es hat funktioniert. Der Händedruck fühlte sich völlig normal an.

Innerlich jubelte ich!

Wieder ein Händedruck mehr, der geklappt hat!

Auf meinem Weg zum beweglichen Handgelenk habe ich schon viel erlebt!

Aus meiner Sicht ist es derzeit das anspruchsvollste Ziel, das ich mir gesetzt habe. Denn zu Anfang diesen Jahres war es noch ziemlich unbeweglich. Nach oben und unten konnte ich meine Hand immer bewegen. Die Bewegung nach links und rechts war jedoch gar nicht möglich.

Seit April trainierte ich aktiv mein Handgelenk.

Gemeinsam mit meiner Ergotherapeutin entwickelten wir Übungen, die ich regelmäßig trainierte.


Nach kurzer Zeit schaffte ich die Bewegung nach links, die Bewegung nach rechts ließ jedoch lange auf sich warten. Zwischendurch war ich richtig frustriert und fragte mich: „Schaffe ich das überhaupt irgendwann?“. Die Selbstzweifel überkamen mich.

Die Lösung? Ein motivierendes Ziel!

Ich war kurz davor aufzugeben, an der Beweglichkeit meines Handgelenks weiterzuarbeiten, als mich mein Coach an etwas sehr Wichtiges erinnerte: Ich brauche ein richtiges Ziel! Ein Ziel, das ich unbedingt erreichen wollte und das mich motivierte, dranzubleiben.

Ich überlegte einige Zeit.

Dann fand ich es: Ich stellte mir vor, wie ich den Gästen auf der Hochzeit meines Bruders im September ganz mühelos die rechte Hand zur Begrüßung reichte. Dafür war die Bewegung aus dem Handgelenk, genauer gesagt die Handgelenksbewegung nach rechts sehr wichtig.

 Und dann trainierte ich wieder!

Ich bastelte ein wenig an meinem Ziel herum und entwickelte schließlich den Zielsatz:

„Bis zum 31.08.2018 bewege ich mein rechtes Handgelenk gezielt nach rechts, um auf der Hochzeit meines Bruders den anderen Gästen ganz entspannt die rechte Hand zu reichen.“

Dieser Satz motivierte mich, mehr und noch gezielter zu trainieren. Denn jetzt hatte ich eine Deadline, bis zu der ich mein Ziel erreicht haben wollte. Meine Ergotherapeutin und ich entwickelten weitere Übungen, die ich zu Hause durchführen konnte.

Kurze Zeit darauf hatte ich erste Erfolge.

Mein Handgelenk begann sich nicht nur nach links, sondern auch leicht nach rechts zu bewegen! Es erforderte viel Konzentration, aber es funktionierte! Dann der nächste Erfolg: Ich schaffte es, meine Hand seitlich zu drehen; und das ausschließlich aus dem Handgelenk heraus. Ich war begeistert und trainierte weiter.

Und das Ergebnis?

Auf der Hochzeit meines Bruders gelang es mir noch nicht völlig entspannt zu sein, wenn ich anderen meine rechte Hand reichte. Aber ich schaffte es, vielen Menschen beinahe ganz normal meine rechte Hand zu reichen; Die Bewegung aus dem Handgelenk ist noch etwas ausbaufähig ;).

Manchmal denke ich: Der Weg zur Verbesserung meiner Hemiparese ist länger und steiniger als gedacht. Die Erfolge sind manchmal nicht so greifbar, wie ich das gerne hätte. Aber sie sind da! Immerhin kann ich mein Handgelenk heute viel freier und gezielter bewegen als noch vor einem halben Jahr. Und genau deshalb bleibe ich auch dran!

Denn ich bin mir sicher: Da geht noch einiges!

Ich bin mit diesem Zwischenergebnis sehr zufrieden!

Wie läuft es bei Dir und Deinen Zielen? Bist Du motiviert oder bräuchtest Du noch etwas, um mit der Verbesserung Deiner besonderen Situation so richtig durchzustarten?

Schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Eintrag. Ich freue mich darauf!

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