Wie behindert bist du eigentlich?!

„Bringt mir die Therapie noch was?“

Diese Frage taucht oft in meinen Coachings auf, wenn wir über Ergo- bzw. Physiotherapie oder Logopädie sprechen.

Viele, die sich diese Frage stellen, haben das Gefühl, schon länger keine Fortschritte mehr in ihrer Therapie zu machen. Manche schildern auch: „Ich habe den Eindruck, mein Therapeut spielt immer so sein Programm ab. Aber, ich weiß nicht, ob es mir noch hilft.“

Ich kann das total gut nachvollziehen!

Denn auch ich hatte mal eine Therapie, die mir mehrere Jahre nicht wirklich viel gebracht hat.
Gleichzeitig muss ich an der Stelle betonen: Das lag nicht nur an meinem Therapeuten, den ich bis dahin 20 Jahre lang hatte, sondern auch an mir. Dazu gleich mehr!

Fragen sind die besten Werkzeuge!

Wenn ich mit meinen Klienten das Thema angehe, „Bringt die Therapie noch was?“, stelle ich viele Fragen! Denn die führen am Ende in der Regel zu einer klaren Antwort! Ich frage z.B.

„Welches Ziel verfolgst Du zurzeit in der Therapie?“
Bei vielen, die schon länger in der Therapie und beim selben Therapeuten sind, lautet die Antwort:

„Tja… Also, ich geh dahin und dann macht mein Therapeut Übungen mit mir. Z.B. um mein Knie zu stabilisieren oder für meine Feinmotorik.“

Ähnliches hätte ich früher über meine Physiotherapie vermutlich auch gesagt. Und genau deshalb hat sie mir auch nicht viel gebracht!

Das Problem: Die Antwort ist ziemlich unkonkret!

Das Gehirn weiß in dem Moment nicht oder nicht genau: Was ist mein Profit dahinter? Was habe ich davon, wenn ich die Übungen (mit)mache? Welches Ziel erreiche ich dadurch?

Und, wenn dem Gehirn darauf Antworten fehlen, ist es nicht motiviert. Im Gegenteil, es hinterfragt die Sinnhaftigkeit der Therapie.

Ein klares, konkretes Ziel kann eine Therapie wieder effektiver machen. Z.B.

  • „Ich will ein Glas halten können.“
  • „Ich will joggen können. Dafür muss mein Knie mitmachen.“
  • „Ich will mein Kind auf den Arm nehmen können.“ usw.

Deshalb frage ich auch, wenn das Ziel klar ist:

„Denkst Du, Dein Therapeut wird sich auf Dein Ziel einlassen und mit Dir vor allem daran arbeiten?“

Falls die Antwort „Ja!“, lautet, hilft einigen ein Gespräch mit dem Therapeuten zu den (neuen und konkreten) Zielen.

Falls sie „Nein.“ lautet, frage ich:
„Könntest Du Dir vorstellen, Deinen Therapeuten zu wechseln und Deinem neuen Deine Ziele gleich beim 1. Gespräch mitzuteilen?“

Der Wechsel

Den Therapeuten zu wechseln ist für viele gar nicht so leicht, vor allem, wenn ihr bisheriger sie schon über Jahre begleitet und ziemlich nett ist.

Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um meinem Physiotherapeuten zu sagen, dass ich bei ihm aufhöre.

Im Nachhinein war`s aber die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Denn inzwischen habe ich eine Ergotherapeutin, die einfach perfekt zu mir passt. Wir arbeiten wirklich an dem, was ich schaffen will.

Sie zeigt mir Übungen, die ich zu Hause machen kann. Sie erklärt mir meinen Körper, damit ich weiß, wie die einzelnen Bänder, Sehnen und Muskeln miteinander arbeiten. Und sie glaubt an mich und meine Ziele!

Genau deshalb kann es sich lohnen, den Therapeuten auch mal zu wechseln, wenn man das Gefühl hat, man kommt nicht wirklich weiter.

Auch möglich:

Und gleichzeitig ist es natürlich auch denkbar, die Therapie generell mal für eine Zeit zu pausieren.

Wenn Klienten zu diesem Entschluss kommen, frage ich ganz gerne:
„Kennst Du Übungen, die Du in dieser Zeit zu Hause machen kannst, um fit zu bleiben bzw. um Dein Ziel zu erreichen?“

Denn, falls nicht, würde ich die in den letzten Therapieeinheiten unbedingt erfragen. Schließlich willst Du ja weiterkommen oder zumindest das erhalten, was Du bisher aufgebaut hast.

Und nach 6-12 Wochen würde ich schauen:
Wo stehe ich jetzt seit dem Ende der Therapie?
Hat sich etwas verändert? Verschlechtert? Oder sogar verbessert?

Um dann zu entscheiden: Lasse ich die Therapie weiterhin weg (z.B. für`s nächste Viertel- oder halbe Jahr)?
Oder, was ja auch denkbar ist: Wechsel ich mal von der einen zur anderen Therapie (z.B. von der Physio. zur Ergo.?)

Abschließend noch ein Punkt:

Was für mich und meinen Therapieerfolg unglaublich wichtig war…

… und das habe ich viele Jahre einfach nicht gemacht (auch, weil ich nicht wusste, dass es geht):
Mich selbst als aktive Gestalterin der Therapie zu sehen!

Für mich war es so: Ich gehe zur Therapie, mein Therapeut macht währenddessen Übungen mit mir, die mir bestimmt irgendwas bringen und ich gehe wieder nach Hause.

Diese Haltung hat mich nicht weitergebracht. Ich habe meinen eigenen Anteil nicht gesehen.
Z.B.

  • die Festlegung meiner Ziele (denn dafür haben die wenigsten Therapeuten Zeit),
  • das Fragen danach, wie ich diese Ziele am besten erreiche,
  • die Bitte um konkrete Übungen für Zuhause,
  • der Glaube an mich,
  • das Interesse für meinen Körper usw.

Bitte verstehe mich an dieser Stelle richtig:

Das soll nicht heißen, dass es bei Dir ganz genauso ist! Möglicherweise ist es ganz anders.

Und dennoch: Vielleicht erkennst Du jetzt den ein oder anderen Punkt, an dem Du ansetzen könntest, an dem Du Dinge verändern könntest…
… entweder, um Deiner Therapie mehr Sinn zu verleihen oder…
… sie bewusst mal zu pausieren.

Bei allem, was Du tust: Ganz viel Erfolg!

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