Selbstbewusstsein aufbauen – das ist typsache!
Ein sehr häufiges Thema in meinen Coachings mit Eltern:
„Wie kann ich meinem Kind Selbstbewusstsein vermitteln? Wie kann ich es stark machen, auch mit Handicap?“
Und genau bei diesem Thema lohnt es sich vorab zu schauen:
- Was ist Dein Kind für ein Typ? Ist es eher introvertiert oder extrovertiert? Oder vielleicht mal so, mal so?
- Und auch, wie tickst Du selbst als Mama bzw. Papa?
Denn das hat großen Einfluss darauf, was helfen kann, Selbstbewusstsein aufzubauen und was vielleicht eher weniger!
Das Gehirn ist schuld!
Schon vor über hundert Jahren hat Psychoanalytiker Carl Gustav Jung festgestellt: Es gibt Menschen, die eher nach innen gewandt (introvertiert) und Menschen, die eher nach außen gewandt (extrovertiert) sind.
Und wer wie tickt, hängt mit unserem Gehirn zusammen! Es gibt nämlich mehrere große Unterschiede. Drei davon sind:
1. Die Hormone
Genauer gesagt, diese zwei: Dopamin und Acetylcholin. Beides sind wichtige Botenstoffe unseres vegetativen Nervensystems.
Dopamin hat eine wichtige Funktion für unsere Motivation. Es aktiviert uns, sorgt dafür, dass wir bestimmte Dinge wollen und sie anstreben.
Acetylcholin hat eher die gegenteilige Funktion. Es hemmt und beruhigt uns. Und es hilft dabei, wichtige Gedächtnisinhalte zu reflektieren und sich zu konzentrieren.
Und jetzt kommen Intro und Extro ins Spiel: Denn es ist so, dass Introvertierte stärker als Extrovertierte auf den Botenstoff Dopamin reagieren und schneller davon überstimmuliert sind. Sie haben außerdem meist einen geringeren Dopaminspiegel als Extrovertierte und dafür einen höheren Acetylcholinspiegel.
Das ist der Grund, weshalb Introvertierte häufig schneller Ruhe brauchen und mehr Auszeiten als Extrovertierte. Und sie benötigen tatsächlich auch mehr Zeit, um auf etwas Bestimmtes zu reagieren, da das Acetylcholin bei der Übermittlung von Sinneseindrücken mehr Zeit braucht.
Bei Extrovertierten ist es genau andersherum. Sie haben einen geringeren Acetylcholinspiegel und einen höheren Dopaminspiegel. Die Konsequenz: Extrovertierte können Reize, die von außen kommen, leichter verarbeiten als Introvertierte. Während Extrovertierte äußere Reize schnell und einfach wahrnehmen und verarbeiten können, fühlen sich Introvertierte bei vielen äußeren Reizen schnell überfordert und gestresst.
Eine weitere Auswirkung des höheren Dopaminspiegels: Extrovertierte erleben oft mehr hochintensive Gefühle als Introvertierte und gehen nicht selten auch höhere Risiken ein.
Schon hier lässt sich erkennen: Intros und Extros ticken unterschiedlich und brauchen anderes.
2. Intros haben eine längere Leitung!
Auch das ist ein interessanter Unterschied: Die Nervenbahnen von Introvertierten sind in der Regel länger als die von Extrovertierten. Das führt dazu, dass sie länger brauchen, um Informationen zu verarbeiten und auf sie zu reagieren.
Während der/die Extrovertierte schon Feuer und Flamme bei der zu erledigenden Aufgabe ist, benötigt der/die Introvertierte noch Zeit, sie überhaupt erstmal zu verstehen und dann auch anzufangen. Hier kann es ggf. zu Missverständnissen kommen, da einfach ein unterschiedliches Tempo vorliegt.
Wenn Introvertierte dann aber anfangen, arbeiten sie in der Regel konzentriert und kreativ, denn genau das fällt ihnen leicht.
3. Der Unterschied im limbischen System:
Im limbischen System in der Großhirnrinde liegt u.a. der Mandelkern (auch bekannt als Amygdala). Und dieser ist sozusagen die Vorsichtszentrale im Gehirn. Er hilft dabei, Situationen zu bewerten und Gefahren einzuschätzen. In einer Notsituation löst er Angst im Körper aus und versetzt uns in Alarmbereitschaft.
Und bei Introvertierten reagiert der Mandelkern stärker auf Umweltreize als bei Extrovertierten. Das bedeutet, Introvertierte reagieren empfindlicher auf ihre Umwelt und schätzen Situationen schneller als gefährlich ein als Extrovertierte. Dadurch sind sie schneller gestresst und gehen ungerne (große) Risiken ein.
Dafür sind sie häufig wachsam, gute BeobachterInnen und haben ein hohes Einfühlungsvermögen.
Bei Extrovertierten reagiert der Mandelkern schwächer auf Umweltreize, weshalb es ihnen oftmals leichter fällt, in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren.
Dafür reagiert ihr Nucleus acumbens stärker auf Umweltreize als bei Introvertierten. Der Nucleus acumbens ist die Belohnungszentrale unseres Gehirns. Extrovertierte nehmen dadurch potentielle Belohnungen stärker wahr und schätzen sie mehr. Sie mögen Risiken, neue Erfahrungen und Überraschungen.
Alleine diese Unterschiede verdeutlichen:
Intros und Extros sind verschieden und brauchen Unterschiedliches, wenn es darum geht, Selbstbewusstsein aufzubauen.
Während das eine Kind z.B. am liebsten immer neue Reize um sich hat, Abenteuer und Neues liebt, schätzt das andere (häufiger) Ruhe, Konzentration, vielleicht auch Beständigkeit. Es baut lieber in einer vertrauten Umgebung Selbstvertrauen auf.
Das eine Kind „plappert“ die ganze Zeit, ist aktiv, das andere hört, gerade in großen Gruppen, lieber erstmal zu, verschafft sich Orientierung, beobachtet.
Und auch bei Erwachsenen kommt`s drauf an:
Denn alleine schon bei der Frage „Wie kann ich meinem Kind Selbstvertrauen vermitteln?“ kommen Dir als Extrovertierte/r vermutlich schon ganz andere Ideen, als wenn Du introvertiert bist.
Deshalb macht es Sinn, sich mit Beidem zu beschäftigen:
Zum einen zu schauen:
- Welcher Typ bist Du selbst? Und welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind damit verbunden? Was kannst Du besonders gut? Was fällt Dir eher schwer?
Und zum anderen:
- Wer ist Dein Kind? Welche Stärken und Fähigkeiten hat es, auf die man aufbauen könnte? Was fällt Ihm/ihr eher schwer?
Ganz viel Erfolg Dir bei Deinen Überlegungen und einen tollen Tag Dir!
Viele Grüße,
Janina
P.S.: Wenn Du Dich für das Thema Intro/Extro interessierst und gerne mehr darüber lesen möchtest, könnte Dich dieses Buch interessieren: Intro, Extro oder Zentro von Sylvia Löhken. Mehr dazu hier! (unbezahlte Werbung)
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