Wie behindert bist du eigentlich?!

Wenn die Gedanken um die Diagnose kreisen…

Gerade wenn die Diagnose des eigenen Kindes frisch ist, kreisen oftmals sämtliche Gedanken darum…

  • Was bedeutet das für uns und unser Kind?
  • Was wird es schaffen? Was vielleicht auch nicht?
  • Wie müssen wir es jetzt fördern?

Aber auch, wenn das eigene Kind gerade nicht weiterkommt oder sogar Rückschritte macht, fangen die Gedanken häufig wieder an, sich ständig darum zu drehen…

  • Was ist jetzt los?
  • Wird das wieder besser?
  • Müssen wir/Muss ich mehr fördern?
  • Machen wir/mache ich etwas falsch?

Fakt ist:

Gedanken und Fragen wie diese sind völlig normal und teilweise echt wichtig!
Am Anfang z.B., um überhaupt Orientierung zu bekommen (Wohin geht unsere Reise? Was müssen wir beachten?).
Später z.B., um den bisherigen Stand zu reflektieren, zu überlegen: Passt alles noch so, wie es gerade ist oder sollten wir etwas verändern?

Gleichzeitig kann es schnell passieren, dass, wenn man sich zu viel mit diesen Fragen und Themen beschäftigt, man darin stecken bleibt. Und man dadurch auch im Alltag ständig nur noch das sieht, was nicht klappt, was das Kind nicht schafft.

Falls es Dir gerade so geht…

… und Du merkst: Deine Gedanken drehen sich aktuell sehr viel um das Handicap und die Einschränkungen Deines Kindes, probiere Folgendes:

Nehme Dir 1-2 Tage pro Woche, an denen das Handicap Deines Kindes in den Hintergrund rückt – sowohl für Dein Kind als auch für Dich.

Wie? – hier ein paar Ideen:

Falls Du im Alltag Dein Kind immer mal wieder erinnerst: „Beide Hände gehören auf den Tisch.“ oder „Nimm die andere Hand mit dazu.“, lasse die Erinnerungen an diesen 1-2 Tagen mal weg oder reduziere sie bewusst. Heute dürfen beide Hände mal machen, was sie wollen.

Falls Ihr regelmäßig zusammen Übungen macht, lasst sie an diesem Tag sausen oder macht nur die Übungen, die Euch Spaß machen.

Wenn Deine Gedanken zum Handicap, zu Therapien, Arztbesuchen o.ä. schweifen, lenke Dich bewusst ab, z.B. indem Ihr etwas Schönes gemeinsam macht (rausgehen auf den Spielplatz, ein Spiel spielen, puzzlen).
Später, wenn Dein Kind schläft, indem Du etwas machst, worauf Du wirklich Lust hast (ein Buch lesen, den Lieblingsfilm schauen, eine/n FreundIn anrufen etc.).

Vielleicht nimmst Du an diesem Tag auch bewusst die Einstellung an:
„Heute bin ich nicht Mama/Papa von einem Kind mit Handicap.“ sondern
„Ich bin Mama/Papa von Anna bzw. Anton und wir machen heute das, was uns Spaß macht.“

Warum so ein Auszeit-Tag?

Weil er Dir und Euch dabei helfen kann, wieder andere Dinge in den Vordergrund zu rücken – z.B. das, was Ihr gerne macht und vielleicht auch das, was schon gut funktioniert.

Klar ist, auch an Auszeit-Tagen spielt das Handicap immer mal wieder mit rein. Z.B. dann, wenn Dein Kind etwas aufgrund dessen noch nicht schafft und Du hilfst. Das kann man nicht verhindern. Es macht aber auch nichts, wenn Du Dich anschließend wieder bewusst auf andere Dinge konzentrierst.

Mein Impuls: Plane diese Auszeiten am besten an Tagen, an denen keine Arztbesuche oder Therapien stattfinden. Denn klar, bei Arztbesuchen und Therapien steht das Handicap zwangsläufig im Vordergrund und es ist deutlich schwieriger, nicht/wenig darüber nachzudenken.

Probier den Auszeit-Tag/die Auszeit-Tage unbedingt mal aus, wenn Du merkst, Deine Gedanken kreisen ständig um das Thema Handicap.
Ganz viel Erfolg dabei

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