Wie behindert bist du eigentlich?!

Es geht nicht darum, etwas wegzureden, aber…

In Coachings, Beiträgen oder Videos spreche ich ja selten von „Behinderung“, „Spastik“, „Einschränkung“ usw. Einer meiner Klientinnen fiel das auf und sie fragte neulich in einem unserer Coachings verwirrt:

„Janina, warum sagst Du`s nicht so, wie es ist: Wir sind doch eingeschränkt. Wir haben eine Behinderung. Wir können das doch nicht wegreden!“

Ein anderer Klient sagte in der gleichen Woche zu mir: „Das liegt halt an meiner Spastik, dass ich meine Hand nicht strecken kann. Ich will`s nicht kleinreden.“

Und in dem Moment ist mir aufgefallen: Ich muss eins klarstellen!

Nein, es geht nicht darum, etwas wegzureden oder kleiner zu machen, als es ist!

Ein körperliches Handicap zu haben; z.B eine Spastik, die die Hand immer wieder unkontrolliert nach innen und in die Faust zieht, kann absolut nerven und einschränken. Das steht außer Frage.

Die Frage ist, wenn Du Dir immer wieder sagst: „Das liegt an meiner Spastik.“ oder „Ich habe halt eine Behinderung.“:

Welche Wirkung hat das auf Dich?

Bringt Dich das weiter oder bremst es Dich eher?
Motiviert Dich das?
Macht es Dir Mut?
Oder hindert es Dich eher, weil Du Dich selbst immer wieder an Deine vermeintlichen Grenzen erinnerst?

Ein kleines Gedanken-Experiment:

Schließe Deine Augen und denke mal an den Begriff „Spastik“. Wenn er Dir nicht so geläufig ist, denke mal an „verkrampfen“. Denke den Begriff mehrmals hintereinander und beobachte mal, was passiert; z.B. in Deiner Hand, vielleicht auch in Deinem Arm, Deiner Schulter oder Deinem Fuß.

Bei vielen, mit denen ich dieses Experiment gemacht habe, passiert folgendes: Die Hand, der Arm und/oder die Schulter der Person werden für einen Moment steifer, verkrampfter, unbeweglicher; alleine durch den Gedanken!

Probiere es am besten selbst aus und prüfe mal, wie die Worte bei Dir wirken. Schreibe es anschließend gerne in die Kommentare unter diesen Beitrag!

Das Gleiche kannst Du natürlich auch mit den Worten „Einschränkung“, „Behinderung“ usw. machen.

Das Ding ist, wenn der Gedanke an Spastik oder Verkrampfen das auslösen, dann sind sie für die Verbesserung der eigenen körperlichen Situation absolut behindernd!

Denn bei der Verbesserung geht`s ja um das genaue Gegenteil: Um das Entspannen und Öffnen der Hand! Wäre da der Gedanke „entspannen“ oder „Hand öffnen“ nicht viel sinnvoller?

Probiere auch das mal aus! Setzte Dich auf einen bequemen Stuhl, lehne Dich an, schließe Deine Augen und denke mehrmals: „Ich entspanne meine Hand.“

Welche Wirkung hat das bei Dir?

Ich weiß, ich sage es immer wieder, aber: Worte wirken in unserem Körper!

Sie wirken

  • motivierend,
  • aufbauend,
  • entspannend oder auch
  • demotivierend und
  • einschränkend.

Der Vorteil: Wir können Einfluss auf unsere Worte und Gedanken nehmen! Wie? Indem wir negative Worte ersetzen; z.B. durch neutrale.

Ich sage z.B. deshalb „besondere körperliche Situation“, wenn ich von meiner Hemiparese spreche, weil alle drei Worte bei mir neutral abgespeichert sind. Sie lösen nichts in mir aus, sie sind einfach neutral.

Deshalb: Es geht nicht ums Wegreden von Symptomen! Es geht darum, es sich leichter zu machen!

Praktisches Beispiel:
… im Training mit der Hand:
Wenn Du im Vorfeld Deines Trainings oder auch Deiner Physio- oder Ergotherapie denkst: „Bor, hoffentlich verkrampft meine Hand heute nicht so.“, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass genau das passiert.

Wenn Du aber regelmäßig vorher denkst: „Meine Hand ist locker und entspannt.“, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Deine Hand mit der Zeit wirklich entspannter und gelassener ist. Und so kannst Du z.B. schneller und einfacher üben, Deine Finger zu öffnen.

Anderes Beispiel: Ich bin sicher, Du kennst das:

Du bist unter Menschen und willst gerade etwas erledigen, wofür Du eigentlich 2 Hände benötigst (z.B. an der Kasse bezahlen und die eingekauften Waren in die Tasche packen, einen Kaffee samt Untertasse von der Verkäuferin entgegen nehmen, etwas mit Bargeld bezahlen). Wenn Du dann denkst: „Hoffentlich verkrampfe ich jetzt nicht. Hoffentlich sieht jetzt keiner die Behinderung…“ Was passiert? Genau das, was Du befürchtet hast.

Wenn Du stattdessen wieder denkst: „Meine Hand ist locker und entspannt.“, kann es ebenfalls sein, dass Deine Hand leicht verkrampft, aber mit Sicherheit nicht so stark, wie bei den anderen Gedanken vorab.

Auch hier gilt wieder: Probiere es bitte selbst aus!

Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Testen Deiner eigenen Gedanken und bin gespannt auf Deine Erfahrungen damit. Schreibe sie gerne in die Kommentare. Ich freue mich darauf.

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