Wie behindert bist du eigentlich?!

In diese Falle tappen ganz viele Menschen mit körperlichem Handicap

Was kommt Dir in den Kopf, wenn Du an das Wort/den Begriff „Behinderung“ denkst?

Wenn ich Menschen mit einer besonderen körperlichen Situation diese Frage stelle, höre ich oft Sätze wie diese:

„Ich stehe dazu und lebe damit. Es ist zwar nicht immer einfach…“

„Ich kann gut damit umgehen.“ oder aber auch:

„Ich habe da gemischte Gefühle. Einerseits komme ich damit klar mit meiner Behinderung, andererseits…“ 

Und da ist auch schon die Falle, in die wir häufig reintappen!

Viele Menschen mit einer besonderen körperlichen Situation beziehen das Wort bzw. den Begriff „Behinderung“ sofort auf sich selbst; nach dem Motto:

„Ich bin behindert.“ bzw. „Ich habe eine Behinderung.“

Mir ging das früher ganz genauso. Sobald jemand Behinderung gesagt habe, habe ich mich sofort damit in Verbindung gebracht.

Dabei kann mit dem Wort ja gaaanz vieles gemeint sein!

Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Behinderung; eine Verkehrsbehinderung zum Beispiel, Behinderung im Sinne einer Barriere, eines Hindernisses oder auch eine Lernbehinderung uvm.

Aber wir verbinden das Wort gleich mit uns selbst; „Wir sind behindert.“

Neues Modell – Neue Perspektive

In meinen Coachings nutze ich an dieser Stelle gerne ein bestimmtes Modell; das Modell der logischen Ebenen. Es stammt aus dem NLP und wurde entwickelt von Robert Dilts.

Das Ziel des Modells: Eine Persönlichkeit auf unterschiedlichen Ebenen beschreiben und verstehen.

Das Modell besteht, wie Du in dem Bild erkennen kannst aus 6 verschiedenen Ebenen:

  1. Ebene (ganz unten): Umgebung: Unsere Mitmenschen, unsere Umwelt; das, worauf wir reagieren.
  2. Ebene: Verhalten: Unsere Reaktionen auf die Umwelt, die Art und Weise, wie wir uns verhalten und kommunizieren.
  3. Ebene: Fähigkeiten: Unser Wissen, unsere körperlichen und geistigen Fertigkeiten und Strategien, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben.
  4. Ebene: Werte und Glaubenssätze: Unsere Gedanken, Überzeugungen und Werte, die wir für wahr halten und nach denen wir handeln.
  5. Ebene: Identität: Unser Selbstbild, das, was wir über uns selbst denken.
  6. Ebene: Vision: Unser eigener Lebenssinn (Warum bin ich hier? Was ist der Sinn des Lebens?).

Diese 6 Ebenen machen eine Person aus.

Okay, was hat das jetzt mit dem Thema Behinderung zu tun?

Das kommt jetzt!

Wenn es um den Begriff „Behinderung“ geht, passiert ganz oft Folgendes:
Wir beziehen das relativ neutrale Wort „Behinderung“ auf unsere Identität und sagen bzw. denken: „Ich bin behindert.“
Deshalb löst das Wort bei den Meisten schlechte oder auch gemischte Gefühle aus. Weil, wenn ich von mir denke: „Ich bin behindert:“ (Identitätsebene) hat das natürlich auch Auswirkungen auf die anderen Ebenen:

Dieser Gedanke hat Einfluss auf meine Werte und Glaubenssätze. Gegebenenfalls glaube ich von mir: „Ich kann vieles nicht.“, „Ich bin immer auf Hilfe angewiesen.“ oder auch: „Ich bin weniger wert.“

Der Gedanke hat auch Einfluss auf meine Fähigkeiten. Wenn ich denke „Ich bin behindert.“, kann das dazu führen, dass ich vielleicht vieles gar nicht erst ausprobiere und von vorne herein sage: „Ich kann das nicht.“ oder schneller eine Sache aufgebe, weil sie mir erst mal nicht gelingt bzw. weil sie mir schwerfällt.

Und der Gedanke beeinflusst auch mein Verhalten. Ich frage vielleicht schneller nach Hilfe als andere, wenn etwas nicht gleich klappt, ich bin vielleicht schneller demotiviert, ich setze mir keine Ziele; nach dem Motto: „Klappt ja eh` nicht!“.

Und letztendlich bewirkt der Gedanke „Ich bin behindert.“ auch etwas in meiner Umgebung. Mir wird vielleicht immer Hilfe angeboten, mir werden Dinge einfach abgenommen, man wirft mir „komische“ Blicke zu, gegebenenfalls habe ich sogar das Gefühl, weniger ernstgenommen zu werden usw.

Kleine Anmerkung:

Das sind hier natürlich nur Beispiele. Der Gedanke „Ich bin behindert“ kann bei jedem Menschen auf den Ebenen Unterschiedliches bewirken.

Zentral ist: Er hat Auswirkungen und häufig gehen die mit negativen Gefühlen einher.

In Coachings stelle ich immer wieder fest: Meinen Klienten hilft es, wenn sie weggehen von der Identitätsebene, weg von „Ich bin behindert.“ und sich bewusst machen: 

Behinderung findet eigentlich nicht auf der Identitätsebene, sondern auf auf der Fähigkeiten-Ebene statt! Denn die Konsequenz von Behinderung ist: Du hast weniger bzw. Du hast einfach andere Fähigkeiten. Das hat aber nichts mit Deiner Identität zu tun!

In Coachings empfehle ich daher immer gerne:

Konzentriere Dich auf Deine Fähigkeiten-Ebene:
Guck, wo liegen Deine Fähigkeiten, was kannst Du schon?
Und wo willst Du Deine Fähigkeiten ausbauen bzw. erweitern?
Ich habe die Erfahrung gemacht und vieler meiner Klienten auch:

Wenn Du den Begriff „Behinderung“ mehr auf Deine Fähigkeiten und nicht auf Dich als Mensch beziehst, kannst Du anders über den Begriff nachdenken, er macht nicht mehr so schlechte Gefühle.

Probiere es am besten selbst mal aus!

Was denkst Du darüber?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema.

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