Wie behindert bist du eigentlich?!

Erfolg in der Ergo-/ Physiotherapie: Deine Einstellung ist entscheidend!

In letzter Zeit habe ich immer wieder in Gesprächen mitbekommen:
Viele Patienten gehen zur Physio- und/oder Ergotherapie mit der Einstellung:
„Da wird etwas mit mir gemacht, das mir schon irgendwie helfen wird.“

Häufig sieht dann auch genau so die Therapie aus!

Der Patient kommt zum Termin, der Therapeut macht die ein oder andere Übung mit ihm (z.B. Dehnungsübungen) und der Patient geht wieder.

Oftmals weiß der Patient auch nicht so genau, wofür die jeweilige Übung gut ist bzw. wobei sie ihm helfen soll.

Übungen für zu Hause – Fehlanzeige!

Viele trainieren auch nicht zu Hause; entweder, weil sie

  • keine Übungen für die Zeit außerhalb der Therapie bekommen
  • oder auch, weil sie keine Motivation haben, die Übungen regelmäßig zu machen. Letzteres hängt häufig damit zusammen, dass ihnen der Sinn hinter den Übungen fehlt; Warum soll ich diese Übung machen?

So war das bei mir:

Bevor ich die Entscheidung getroffen habe, mein Handicap aktiv zu verbessern, ging es mir ähnlich. Ich bin jede Woche zu meiner Physiotherapie gefahren, habe mich auf die Liege gesetzt, mein Therapeut hat Übungen mit mir gemacht und ich bin wieder gegangen.

Übungen für zu Hause habe ich immer mal wieder empfohlen bekommen, doch mir fehlte einfach die Motivation, mich hinzusetzen und die Übungen dann auch tatsächlich zu machen. Ich glaube, das lag zum einen daran, dass ich einfach kein Ziel vor Augen hatte (ich ging ja davon aus: „Ich bin und bleibe behindert!“). Zum anderen lag es daran, dass ich nicht wusste, wobei mir die Übungen helfen sollten; nachgefragt habe ich aber auch nie.

Die Konsequenz: Ich machte ab meinem 15. Lebensjahr so gut wie keine Fortschritte mehr!

Von vielen höre ich, dass auch sie in der Therapie nur sehr langsam Fortschritte machen! Und ich denke, das kann ganz unterschiedliche Gründe haben; die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmt nicht, unterschiedliche Erwartungen an die Therapie, hinderliche Glaubenssätze (z.B. „Die Therapie bringt eh` nichts!“ oder „Ich erreiche mein Ziel so oder so nicht!“) uvm.

Eines fällt mir in meiner eigenen Arbeit mit meiner Hemiparese aber auch bei meinen Klienten immer wieder auf:

Wenn das Gehirn nicht mit im Boot ist, klappt`s nicht!

Wenn Du mit der Einstellung in die Therapie gehst: „Ich gehe dahin, mein Therapeut macht da was mit mir, das mir schon helfen wird.“, ist Dein Gehirn nicht mit im Boot!

Es erkennt nicht Deinen eigenen Anteil an der Therapie. Was tust Du, damit die Therapie erfolgreich ist?

Verstehe mich bitte richtig!

Ich will damit nicht sagen, dass Du die falsche Einstellung hast oder gar faul bist.

Ich will Dir damit sagen, dass unsere Einstellung zur jeweiligen Therapie Einfluss auf uns, unser Gehirn und unser eigenes Verhalten hat. Wenn wir denken: „Ich gehe zur Therapie, da wird etwas mit mir gemacht…“, dann lehnt sich unser Gehirn und vermutlich auch unser gesamter Körper entspannt zurück nach dem Motto: „Ich lass den Fachmann bzw. die Fachfrau mal arbeiten.“

Wie holst Du Dein Gehirn mit ins Boot?

Damit wir schneller vorwärts kommen und Erfolge erzielen, ist es nach meinen Erfahrungen wichtig für unser Gehirn, dass wir

  1. ein klares „Warum“ haben! Bezogen auf das Beispiel mit der Therapie: Warum mache ich die Therapie? Wie hilft sie mir weiter? Welche Ziele verfolge ich mit ihr?
  2. Verantwortung übernehmen und Eigenarbeit: Was ist meine Aufgabe? Was kann ich tun, um meine Ziele zu erreichen? Was kann ich tun, damit die Therapie erfolgreich wird?
  3. Vertrauen; Vertrauen darauf, dass das, was ich tue und auch die Therapie mir helfen werden.

Wenn das gegeben ist, dann sind wir automatisch aktiver und vor allem motivierter. Wir wissen genau, was das Ziel hinter der Therapie ist, wir machen uns Gedanken darüber, was wir selbst tun können, um Erfolge zu erzielen und wir kommen leichter ins Handeln.

Meine Erfahrung:

Seitdem ich nicht mehr daran glaube, dass ich mein Leben lang behindert sein muss, sondern Einfluss auf mein Handicap nehmen kann, bin ich viel aktiver in der Therapie. Ich setze mir eigene Ziele, frage meine Ergotherapeutin nach konkreten Übungen, überlege, wie ich meine betroffene Hand noch mehr in meinen Alltag integrieren und einbeziehen kann. Und genau dadurch erziele ich auch deutlich mehr Erfolge.

Was heißt das jetzt für Dich? – Konkrete Tipps:

Wenn Du feststellst, dass Du in Deiner Ergo- oder Physiotherapie nicht so richtig vorwärts kommst und Du das gerne verändern möchtest:

  1. Überlege kurz mal für Dich: Mit welcher Einstellung gehst Du zu Deiner Therapie? Bringt sie Dich nach vorne oder bremst sie Dich vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle?
  1. Mache Dir Dein „Warum“ klar: Warum gehst Du zur Therapie? Wobei soll sie Dich unterstützen?
  2. Mache Dir bewusst, was Du tun kannst, damit die Therapie für Dich erfolgreich ist. Setze Dir konkrete Ziele für Deine Therapie (z.B. zusammen mit Deinem Therapeuten), frag mehr nach (z.B. Wobei hilft mir diese Übung? Warum soll ich die machen?) oder bitte um Übungen für zu Hause.

Und wenn Du das Gefühl hast, „Darauf lässt sich mein Therapeut nicht ein.“ (z.B. wenn es um die Entwicklung Deiner Ziele geht), dann kannst Du Deinen Therapeuten auch jederzeit wechseln und einen finden, der Dich so unterstützt, wie Du es Dir wünschst.

Denn es ist DEINE Therapie und Du weißt (oder kannst für Dich herausfinden), was für Dich am besten ist. Und Dein Therapeut ist dafür da, Dich genau darin zu unterstützen.

Welche Erfahrungen hast Du in Deiner Ergo- bzw. Physiotherapie gesammelt? Wie ist Deine Einstellung? Denkst Du über das Thema ähnlich wie ich oder doch ganz anders?

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