Wie behindert bist du eigentlich?!

Wo ist Dein Fokus?

„Ich habe so viel zu tun.“
„Puh, die Zeit läuft mir davon.“
„Irgendwie schaffe ich nie das, was ich mir vorgenommen habe.“

Kommen Dir Sätze wie diese bekannt vor?

Ich kenne sie sehr gut aus der Zeit meines Studiums. Und sie verursachten mir unglaublich viel Stress! Meist tauchten sie genau dann auf, wenn ich keinen Fokus hatte. Mit Fokus meine ich hier die volle Konzentration auf eine Sache; ein Ziel oder auch eine Aufgabe.

Meist fühlte ich mich genau dann gestresst, wenn ich gerade an einer Aufgabe saß, in Gedanken aber schon wieder bei der nächsten oder übernächsten war.

Ich dachte dann:

„Wie soll ich das bloß alles schaffen?“

Heute weiß ich die Antwort. Sie lautet: „Gar nicht.“ Denn, wenn ich es nicht schaffte, mich auf die Hausarbeit, die ich gerade schrieb, zu konzentrieren, brauchte ich viiiiel länger; manchmal den ganzen Tag. Und das, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, an diesem Tag noch ein Buch zu lesen, für eine Psychologieprüfung zu lernen und eine Vorlesung nachzubereiten.

Ohne Fokus herrscht Chaos!

Den ganzen Tag über fühlte ich mich mies, weil ich mein Ziel, für alle Fächer etwas zu tun, nicht erreicht hatte. Ich hatte das Gefühl, die Zeit lief gegen mich.

Inzwischen weiß ich:

Ohne Fokus geht gar nichts!

Das gilt auch für mein körperliches und mentales Training. Wenn ich nicht vollkommen bei der Sache bin und mich auf die Übung konzentriere, die ich gerade mit meiner rechten Hand mache, schaffe ich sie nicht. Stattdessen mache ich Ausweichbewegungen oder (noch schlimmer) meine Hand wird ganz unbeweglich und verkrampft sich.

Deshalb habe ich vor einiger Zeit eine Entscheidung getroffen:

Die klare Fokussierung auf EIN Ziel. Besonders in der Arbeit mit meiner Hemiparese achte ich darauf: Ich nehme mir pro Jahr immer mehrere Ziele vor, doch mein Fokus liegt innerhalb eines Trainings ausschließlich auf einem Ziel; z.B. die Beweglichkeit meines kleinen Fingers.

Und seitdem läuft`s!

Ich erreiche meine Ziele wesentlich schneller, weil ich mich auf eine bestimmte Bewegung, die ich lernen will, konzentriere. Dadurch ist mein Kopf freier und kann sich auch schwere Bewegungen leichter aneignen.

In anderen Bereichen ist der Fokus noch eine Herausforderung!

Mir passiert es auch heute noch oft, dass ich physisch gerade hinter meinem Lap Top sitze und z.B. eine neue Mittwochs-Motivation verfasse, in Gedanken aber schon längst bei der Ergotherapie bin, zu der ich heute Mittag fahre.

Aber auch hierbei habe ich festgestellt: Der Fokus bringt`s! Denn sobald meine Aufmerksamkeit wieder im Hier und Jetzt ist, geht die Arbeit wesentlich schneller voran. Außerdem bin ich kreativer, einfach weil mein Kopf freier ist.

Fokus bedeutet Wertschätzung!

Zugegeben, eine zu erledigende Hausarbeit für die Uni braucht jetzt nicht unbedingt meine Wertschätzung, dafür aber andere Personen. Vor meiner Ausbildung zur systemischen Beraterin habe ich oft nicht richtig zugehört. Nicht, weil ich die Person, die mir gerade etwas erzählte, nicht mochte, sondern weil ich mir schon während ihrer Erzählung überlegte, was ich ihr gleich antworten würde. Ich war in Gedanken bei meiner Reaktion, nicht aber bei dem/der anderen. Hier war ich also auch nicht in der Gegenwart, sondern bereits wieder irgendwo in der Zukunft unterwegs.

Inzwischen versuche ich der Person, die erzählt, bis zum Schluss zuzuhören und dann zu überlegen, wie ich reagiere. (Das ist bis heute herausfordernd für mich). Doch jetzt ist mir klar: Es lohnt sich! Denn, wenn ich aktiv zuhöre, kommt es seltener zu Missverständnissen und ich habe den Eindruck, die Person mit der ich mich gerade unterhalte, fühlt sich verstandener und wertgeschätzt.

Last but not least: Fokus bringt Orientierung!

Ohne Fokus habe ich kein klares Ziel vor Augen. Ich bin zerstreut und erledige alle Aufgaben irgendwie parallel; mit dem Ergebnis, dass ich unzufrieden bin. Mit Fokus weiß ich, wo ich hinwill und genau das gibt mir ein Gefühl der Orientierung und Sicherheit. Ich fühle mich nicht gestresst, sondern konzentriert und zielorientiert.

Deshalb mein Tipp für Dich:

Frage Dich: Wo liegt Dein Fokus? Beobachte Dich mal in Deinem Alltag; wenn Du gerade Hausarbeit machst, Du vor dem Fernseher oder bei der Arbeit sitzt. Bist Du voll bei der Sache oder irgendwo ganz woanders?

Und wenn Du feststellst, Du bist nicht so konzentriert, Dir fehlt der Fokus, versuche mal, bewusst Deine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was Du gerade tust.

Ich weiß, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Man denkt: „Ich habe so viel zu tun! Komm mir nicht mit Fokus!“ Aber genau dann kann es unglaublich hilfreich sein, ins Hier und Jetzt zurückzukommen und sich voll auf das einzulassen, was gerade vor einem liegt. Denn dann arbeitest Du ganz sicher schneller und effektiver.

Probier`s mal!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema. Berichte mir gerne von Erfahrungen, die Du mit dem Thema Fokus gemacht hast.

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