Wie behindert bist du eigentlich?!

Wenn der ganze Körper mithelfen will

Neulich hatte ich ein Gespräch mit meiner Mutter. Wir gingen mit unserem Familien-Hund im Wald spazieren und unterhielten uns über dies und das; wie es uns ging, das Wetter, Urlaub und erste Weihnachtsgeschenke. Irgendwann kamen wir auf meine Videos, die ich auf Youtube hochgeladen hatte, zu sprechen.

Meine Mutter sagte: „Janina, Du machst in Deinen Alltagsvideos ab und zu Ausweichbewegungen.“

Ich stutzte. Bisher hatte ich nicht darauf geachtet.

Ich kannte diesen Ausdruck „Ausweichbewegungen“ von früher. Er tauchte in Verbindung mit Physiotherapie und Fitnesstraining immer mal wieder auf. Dort wurde ich oft daran erinnert, dass ich Ausweichbewegungen vermeiden sollte.

Aber was sind Ausweichbewegungen?

Wenn mir eine bestimmte Bewegung mit meiner rechten Hand oder mit meinem Arm nicht gelingt, hilft der ganze Körper mit.

Hier ein Beispiel:

Auf diesem Bild halte ich ein relativ schweres Glas mit der rechten Hand. Da ich nicht genug Kraft in meinem Arm habe, bewegt sich währenddessen mein ganzer Körper nach rechts um diesen Kraftmangel auszugleichen. So schaffe ich es trotzdem mit der rechten Hand auch schwere Gläser zu halten.

Eigentlich praktisch oder?

Ja schon. Mein Körper hilft mir dabei, mein Ziel (in diesem Fall das Anheben des Glases) zu erreichen. Er wird kreativ; und das völlig automatisch. So kann ich viele Dinge, die ich früher nur mit der linken Hand konnte, jetzt auch mit der rechten Hand. Ganz schön schlau!

Ausweichbewegungen im Alltag

Wenn es mir darum geht, meine rechte Hand mehr im Alltag einzusetzen, sind geringe Ausweichbewegungen eindeutig hilfreich.

Ein Beispiel: Wenn ich unter der Dusche stehe und ich mir die Haare waschen will, brauche ich meine beiden Hände; die linke Hand, um die Shampooflasche zu nehmen und die rechte Hand, um das Shampoo damit aufzufangen. Hierfür muss ich meine rechte Hand so herumdrehen, dass das Shampoo in meine Handinnenfläche fließen kann. Dann muss ich die Shampooflasche mit der linken Hand wieder wegstellen, während das Shampoo in meiner rechten Handfläche bleiben muss. Und genau dabei hilft mir wieder eine Ausweichbewegung; die Verlagerung meines Körpergewichts nach rechts.

Diese Ausweichbewegung dauert hier nur wenige Sekunden. Ich gehe daher nicht davon aus, dass sie mir aufgrund der leichten Belastungsverschiebung dauerhaft schaden kann.

Im Alltag sind Ausweichbewegungen, wenn sie nicht permanent vorkommen, somit eher hilfreich als störend.

Mein Unterbewusstsein bei der Arbeit

Diese so genannten Ausweichbewegungen fallen mir im Alltag kaum auf. Sie passieren einfach. Ich nehme sie als „normale“ Bewegungsabläufe wahr. Erst auf Fotos oder Videos (wenn überhaupt) werden sie für mich sichtbar.

Der Haken?

Es kommt auf das Ziel an! Ich unterscheide gerne zwischen drei Arten von Zielen:

  1. Die rechte Hand im Alltag für bestimmte Bewegungen einsetzen
  2. Lernen einer bestimmten Bewegung
  3. Die Ästhetik

Bei der einzelnen Bewegung

Wenn es mir darum geht, mit meiner Hand eine bestimmte Bewegung zu lernen, wie zum Beispiel die Bewegung aus dem Handgelenk heraus, dann können Ausweichbewegungen absolut hinderlich sein. Warum? Weil sie mich täuschen!

Als ich angefangen habe, die Handgelenksbewegung nach links und rechts zu üben, hat sich zu Anfang immer ein Fehler eingeschlichen: Statt, dass ich mein Handgelenk wirklich bewege, habe ich einfach meinen ganzen Unterarm nach links und rechts bewegt; Auch eine tolle Bewegung, aber nicht mein Ziel.

Und das Blöde: Diese Bewegung des Unterarms ist so gering, dass sie kaum auffällt. Manchmal nehme ich sie gar nicht wahr. Daher ist es so wichtig, dass ich für das Erlernen einzelner neuer Bewegungen den Körperteil isoliere, der die Bewegung lernen soll. Wie? Zum Beispiel, indem ich meinen Unterarm mit meiner linken Hand festhalte und ich somit dazu „gezwungen“ bin, mein rechtes Handgelenk gezielt zu bewegen.

Wenn es um das Ziel geht, einzelne Bewegungen zu trainieren, sind Ausweichbewegungen somit eindeutig ein Hindernis und weniger eine Hilfe. Zum Glück kenne ich inzwischen einige Techniken, um sie bei gezielten Übungen zu vermeiden.

Das Auge spielt auch eine Rolle!

Und für mich sogar eine ziemlich große. Seitdem meine Mutter mich darauf hingewiesen hat, dass ich innerhalb meiner Videos hin und wieder Ausweichbewegungen mache, achte ich darauf und beobachte mich mehr. Denn ich habe zwei Wünsche:

  1. Ich will mit meiner rechten Hand viele Bewegungen lernen, Kraft aufbauen und sie ganz normal im Alltag einsetzen.
  2. Außerdem ist es mir wichtig, dass meine Bewegungen ästhetisch aussehen und sie sich wenig bis gar nicht von den Bewegungen anderer unterscheiden.

Die Ausweichbewegungen helfen mir bei meinem ersten Ziel. Bei meinem zweiten Ziel sind sie allerdings eher störend. Sie machen eine „normale“ Bewegungsausführung nahezu unmöglich.

Akzeptanz ist hier gefragt!

In letzter Zeit habe ich für mich festgestellt: Mein Fokus liegt gerade auf meinem ersten Wunsch; dem Erlernen neuer Bewegungen, dem Kraftaufbau und dem gezielten Einsatz der rechten Hand im Alltag. Damit ist mein Gehirn gerade erst einmal ausgelastet. Schließlich habe ich viele Jahre zuvor wenig bis gar nicht mit meiner rechten Hand gearbeitet.

Meinen zweiten Wunsch, die Ästhetik, gehe ich an, wenn ich viele Bewegungen, die ich lernen will, schon kann. Insofern akzeptiere ich die Ausweichbewegungen im Alltag vorerst, bis ich mich auf meinen zweiten Wunsch konzentriere. Im gezielten Training einzelner Bewegungen achte ich aber natürlich weiterhin darauf, Ausweichbewegungen möglichst zu vermeiden.

Mein Fazit:

Ja, mir passieren Ausweichbewegungen in Videos, auf Fotos und im Alltag. Und das ist auch okay! Häufig helfen sie mir dabei, meine Ziele schneller zu erreichen; Mein Körper ist ganz schön schlau und effizient. Das will ich vorerst akzeptieren, weil mein Fokus gerade auf einem anderen Bereich liegt. Ich freue mich aber jetzt schon darauf, auch an der Ästhetik meiner Bewegungen zu feilen. Bis dahin habe ich aber noch ein paar Bewegungen vor mir, die ich lernen will.

Machst Du auch gelegentlich Ausweichbewegungen? Wie findest Du sie? Helfen sie Dir oder stören sie Dich eher?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema.

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