Wie behindert bist du eigentlich?!

Körperliche Situation – Fluch oder Segen?

„Ich gehöre jetzt nicht mehr zu den Normalen, sondern zu den Behinderten. Das ist wirklich schwer für mich.“

„Ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll. Ich kann meine Hand auf einmal nicht mehr richtig bewegen.“

„Kurz nach meiner Diagnose Hemiparese war ich völlig verzweifelt. Ich wollte nicht mehr leben.“

,,Ich bin einfach nur verzweifelt. Was soll ich tun?“

Diese und ähnliche Sätze habe ich in den letzten Tagen immer wieder im Internet gelesen. Ich hatte ursprünglich das Ziel zu erfahren, wie andere Menschen mit Hemiparese über ihre körperliche Situation denken und sprechen.

Viele der Aussagen, die ich gelesen habe, haben mich sehr überrascht, einige sogar schockiert. Aber alles der Reihe nach…

Meine Websuche

Ich habe mir Foren, Blogs und Seiten zum Thema Leben und Umgang mit Hemiparese angeschaut. Schnell fiel mir auf, dass die meisten Menschen, die Kommentare auf diesen Seiten schrieben, ihre Hemiparese nicht von Geburt an hatten, sondern erst später im Jugend- oder Erwachsenenalter bekamen.

Viele Kommentare erschienen mir deshalb einleuchten. Ich kann sehr gut verstehen, dass eine so große Veränderung im Leben erst einmal erschreckend und beängstigend sein kann. Deshalb bin ich im Nachhinein froh darüber, dass meine Hemiparese bereits seit meiner Geburt da ist. Ich konnte mich dadurch schnell an sie gewöhnen und anfangen mit ihr zu leben. Erst durch mein Projekt, mich selbst zu heilen, erfahre ich so langsam, wie es sich anfühlt, zwei gesunde Hände zu haben.

Obwohl ich weiß, dass das Leben mit einer Hemiparese herausfordernd, vielleicht auch immer mal wieder ziemlich schwierig sein kann, haben mich einige Kommentare im Netz traurig gemacht. Viele Betroffene sind enttäuscht und wütend, wissen nicht weiter, zweifeln an sich und ihrem Leben.

Deshalb habe ich mich entschieden, einmal darüber zu schreiben, wie ich zu meiner Hemiparese stehe.

Das ist meine Sicht der Dinge…

Es gab auch in meinem Leben Zeiten, die absolut nicht leicht waren. So wurde ich zum Beispiel zu Beginn meiner Schulzeit häufig wegen meiner ,,komischen“ Handhaltung und meinem humpeligen Gang gehänselt. Ich verfluchte regelmäßig den Sportunterricht, weil ich aufgrund meiner Hemiparese meistens als Letzte gewählt wurde. Ich war enttäuscht, dass ich viele Dinge, die für andere selbstverständlich waren, nicht machen konnte (Inliner fahren, klettern, basteln, tanzen usw.). Ich möchte niemandem etwas vormachen. Bis heute wünsche ich mir zwei gesunde Arme und Beine. Deshalb arbeite ich jeden Tag daran.

Und trotzdem verzweifelte ich nie an meiner Hemiparese. Im Gegenteil, ich bin inzwischen sogar dankbar für die Erfahrungen, die ich mit dieser besonderen körperlichen Situation gemacht habe. Ohne sie würde ich jetzt nicht einen Blog zu diesem Thema schreiben, täglich neue Dinge ausprobieren und lernen und mich so viel mit den spannenden Themen Heilung, Motivation und Begeisterung befassen. Mag sein, dass ich ohne die Hemiparese auch ein tolles Leben geführt hätte, ganz bestimmt sogar. Doch mein jetziges Leben finde ich trotzdem ziemlich aufregend und cool.

Falls Du auch Hemiparese oder eine andere körperliche Situation hast, bitte ich Dich:

Gebe niemals auf! Dein Leben ist genauso viel wert wie das jedes anderen. Es kann Dir genauso viel Freude, Liebe und Mut schenken wie jedem anderen auch. Du hast es in der Hand! Entscheide Du, was Du erreichen möchtest. Entscheide Du, was Du erleben möchtest!

Und ich bin mir sicher, wenn auch Du etwas an Deiner körperlichen Situation verändern möchtest, wenn Du neue Dinge mit Deiner Hand oder Deinem Bein lernen willst, dann schaffst Du das, genauso wie ich!

Ich denke, dass meine Hemiparese definitiv mehr ein Segen als ein Fluch ist. Denn ohne sie wäre ich nicht diese motivierte und zielstrebige junge Frau, die ich heute bin.

Wie stehst Du zu diesem Thema? Schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Eintrag.

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