Wie behindert bist du eigentlich?!

Es tut mir so leid für mein Kind!

Gerade sehe ich: Nächste Woche, am 11.10. ist „Stell-Dich-Deinen-Ängsten-Tag“. Da muss ich spontan an einen mutigen Moment innerhalb des letzten Gruppen-Coaching-Programms denken.

Es war freitagabends und wir trafen uns zum 2. von insgesamt 5 Gruppen-Coachings. Eine der teilnehmenden Mamas (nennen wir sie Anja) erzählte gerade, dass ihr Sohn in seinem Fußballverein zurzeit tolle Fortschritte macht.

Doch auf einmal zögerte Anja, eine Träne schlich sich in ihre Augen und sie berichtete:

Es tut ihr oft so leid, dass ihr Sohn nicht die gleichen Möglichkeiten hat wie die anderen Kinder. Er wird nie so schnell sein, so gut schießen oder mithalten können. Und das macht sie manchmal sehr traurig!

Das fand ich richtig mutig!

Auch die anderen Eltern waren kurz baff. Sie alle kannten dieses Gefühl, doch es vor anderen laut auszusprechen, das braucht viel Mut! Gerade, wenn man sich noch nicht lange kennt.

Und gleichzeig war es großartig, denn Anja bekam direkt mit: Sie ist mit diesem Thema nicht alleine, anderen Eltern geht es ähnlich. Ich hatte den Eindruck, das beruhigte sie sehr!

Darüber hinaus veränderte sich auch die Stimmung in der ganzen Gruppe. Alle wurden offener, sprachen mehr Themen an.

Im Austausch haben wir herausgefunden:

Dieses Gefühl („Es tut mir leid für mein Kind.“) gehört manchmal einfach dazu!

Und es darf auch mal da sein! Wir können uns nicht immer großartig fühlen, auch die negativen Gefühle gehören zu uns.

Was vielen total hilft: Dieses negative Gefühl erst einmal bewusst wahrzunehmen. Nach dem Motto: „Hey Leid/Mitleid, da bist Du ja wieder.“ Wichtig ist auch, es NICHT zu unterdrücken!

Denn Gefühle haben im Prinzip nur eine Funktion, sie wollen gefühlt werden. Und wenn man sie unterdrückt, haben sie die Tendenz, sich auf anderen Wegen bemerkbar zu machen oder sich zu verstärken. Wenn man sie allerdings zulässt, nimmt ihre Intensität meist auch wieder ab.

Wir haben uns auch angeschaut, in welchen Momenten dieses Gefühl auftaucht…

… und dabei entdeckt: Ein häufiger Auslöser sind Situationen, in denen man andere Kinder beobachtet und feststellt, was sie alles können, während ihr Kind es nicht schafft oder noch nicht so gut (z.B. auf dem Fußballplatz, bei einer Schulaufführung des Kindes, auf dem Spielplatz).

Es sind ganz oft Momente, in denen man anfängt, zu vergleichen.

Was dann helfen kann (besonders wenn man gerade keine Zeit hat, sich intensiv mit seinen Gefühlen zu befassen):

Sich klarzumachen: „Hey, ich bin gerade im Vergleichsmodus.“

Um anschließend Wege zu finden, bewusst wieder daraus zu kommen. Beispielsweise, indem man sich auf sich konzentriert, überlegt:

  • Was habe ich mit meinem Kind schon alles geschafft?
  • Wo stehen wir heute?
  • Was sind unsere nächsten Schritte?

Hier haben wir im Gruppen-Coaching geschaut: Was kann darüber hinaus helfen, aus diesem Vergleichsmodus auszusteigen?

Und vor allem: Was hilft wem? Ist ja auch eine Typ-Sache, jede/r ist unterschiedlich und braucht etwas anderes. Und sich dazu in der Gruppe auszutauschen und gegenseitig Tipps zu geben, ist unglaublich wertvoll. Diese Erfahrung habe ich bisher in jedem Gruppen-Coaching und Seminar gesammelt.

Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten ;).

Apropos, wenn Du überlegst, mal bei einem Gruppen-Coaching dabei zu sein:

Ab Mitte November diesen Jahres startet das nächste Eltern-Gruppen-Coaching. Derzeit laufen die Anmeldungen! Mehr Infos rund ums Coaching findest Du hier (klick)>>.

Ein abschließender Gedanke

Wenn es Dir manchmal auch so geht und Dir tut Dein Kind leid, mache Dir vielleicht darüber hinaus bewusst:

Das, was Du gerade siehst, ist eine Momentaufnahme Deines Kindes!

Gerade bei jungen Kindern kann man oftmals gar nicht sagen, wie sie sich entwickeln und was sie alles schaffen. Womöglich überrascht Dich Dein Kind immer wieder mit seinen Schritten!

Und: Nur weil Dein Kind vielleicht kein Fußballprofi, eine Primaballerina oder Circus-Artistin wird, bedeutet das nicht, dass es kein schönes Leben führen kann! Im Gegenteil. Vielleicht wird es dann ein glücklicher Mathematiker, ein großartiger Autor oder eine mutige Aktivistin, die sich für mehr Barrierefreiheit einsetzt.

Ich persönlich hätte z.B. nie gedacht, dass ich heute regelmäßig Vorträge vor zahlreichen Eltern halte, Eltern coachen darf und immer wieder so waghalsige Dinge ausprobiere wie Stand-up-Paddling, steile Skipisten oder Klettern. Oft geht mit der Zeit viel mehr als man denkt!

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