Zwischen Selbstständigkeit und ständiger Hilfe?
Wenn Du selbst schon länger ein körperliches Handicap hast, kennst Du das vielleicht:
Gerade innerhalb der Familie und im engen Freundeskreis bekommt man viel abgenommen!
Die Liebsten helfen einem – sei es beim Einräumen der Spülmaschine, beim Tragen schwerer Gegenstände oder bei feinmotorischen Tätigkeiten.
Klar, manches geht mit Handicap vielleicht auch nicht alleine und man ist froh über die Unterstützung.
Anderes wiederum ginge, doch die Hilfe kommt häufig ganz automatisch.
Möglicherweise auch, weil es zu lange dauern würde, es mit Handicap selbst zu erledigen. Oder auch, um Wutausbrüche bei der Person mit Handicap zu vermeiden.
Mein Mann und meine Familie nehmen mir bis heute immer wieder ganz automatisch Dinge ab!
Vor allem dann, wenn wir schon länger nicht darüber gesprochen haben, was ich mir selbst zutraue und wobei ich mir Hilfe wünsche.
Nett gemeint, nur bremst mich das immer mal wieder ganz schön aus. Eben, weil ich die Dinge nicht selbstständig üben kann. Und auch nicht, wie ich in der jeweiligen Tätigkeit schneller werde.
Geht`s Dir manchmal ähnlich?
Auf beiden Seiten sind Automatismen aktiv!
Bei meinem Mann und meiner Familie, weil es für sie normal ist, mir hier und da Dinge abzunehmen. Und bei mir, weil ich im Alltag Unterstützung gewöhnt bin.
Und seien wir mal ehrlich: Wer freut sich nicht über Hilfe oder Entlastung?
Und gleichzeitig kann es manchmal auch nerven, ständig Unterstützung (angeboten) zu bekommen. Gerade, wenn man bei ein und derselben Tätigkeit schon oft gesagt hat:
„Ich bekomme das selbst hin!“
Oder auch, wenn man immer wieder „beweisen“ muss, dass man die Tätigkeit alleine schafft.
Umso wichtiger finde ich, auch über dieses Thema immer mal wieder ins Gespräch zu gehen!
Und zwar darüber,…
- was ich mir selbst zutraue und vielleicht auch neu gelernt habe,
- was ich lernen will und
- was knifflig/frustrierend für mich ist und wobei ich mir Unterstützung wünsche.
Denn ich weiß, für Angehörige ist die Situation ebenfalls nicht ganz einfach. Es ist schwierig, einzuschätzen, was die Person mit Handicap gerade schafft und was nicht – ein bisschen wie ein Rätselspiel mit unklarem Ausgang.
Gespräche darüber können Klarheit schaffen, mehr Bewusstsein.
Und das zum einen bei dem/der Betroffenen selbst, denn er/sie muss sich mehr damit auseinandersetzen, was schon alleine geht und wobei er/sie Hilfe braucht oder haben will.
Und genau das gilt es dann auch auszusprechen – manchmal gar nicht so leicht. Darüber könnte man einen eigenen Blogbeitrag schreiben ;).
Zum anderen sorgen ehrliche Gespräche übers (Nicht-)Helfen aber auch für mehr Klarheit bei den Angehörigen, denn sie bekommen eine vorläufige „Anleitung“.
Bei mir funktioniert dieser offene Umgang ziemlich gut!
Wie ist das bei Dir?
Sprichst Du hin und wieder auch mit Deinen Liebsten darüber, was Du Dir alleine zutraust und wobei Du Dir Unterstützung wünschst? Oder könntest Du Dir das zukünftig vorstellen?
Schreibe es gerne in die Kommentare!

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