Eltern brauchen nicht immer sofort eine Lösung!
In meinen Coachings bespreche ich mit Eltern häufig Situationen, in denen ihr Kind traurig, wütend und/oder genervt ist. Und, wenn ich frage, wie die Eltern reagieren, kommt ganz häufig:
„Ich versuche mein Kind natürlich zu beruhigen. Z.B., indem ich ihm sage, wie es mit der Situation umgehen könnte, welche Lösungen es gibt.“
Sie sagen dann: „Probier`s doch nochmal so und so…“ oder „Ich mach` das für Dich!“, wenn ihr Kind beispielsweise gerade etwas nicht schafft.
Oder, wenn sich ihr Kind beispielsweise daran stört, dass es langsamer oder nicht so gut ist wie die anderen, kommt schnell: „Ich kann auch nicht immer alles. Ich habe z.B. Schwierigkeiten mit…“ Oder „Auch andere Kinder haben ihre Schwierigkeiten.“
Alles gute und je nach Alter des Kindes auch super Ansätze. Es kann helfen, sich immer mal wieder klar zu machen: „Hey, ich bin nicht die/der Einzige mit Grenzen.“ Und es kann helfen, gemeinsam über mögliche Lösungen zu sprechen.
Was mir auffällt: Eltern wollen häufig für ihre Kinder am liebsten alles sofort lösen.
Verständlich, man möchte, dass es seinem Kind gut geht, dass es glücklich ist.
Es kann jedoch auch Druck auslösen, zu jeder Zeit Lösungsstrategien parat haben zu müssen. Schließlich will man ja eine gute Mama/ ein guter Papa sein und denkt sich vielleicht: „Lösungen parat haben gehört halt dazu.“
Oder aber, es fällt möglicherweise auch schwer, sein Kind leiden zu sehen, es auszuhalten und deshalb versuchen viele, gleich Lösungen zu finden. Man kann dann etwas tun, kommt in die Handlung, wenn auch nur, indem man Lösungsvorschläge macht.
Gleichzeitig: Wenn wir Erwachsenen mal wütend oder traurig sind, was wünschen wir uns?
Klar, vielleicht auch Handlungsansätze und Möglichkeiten, die uns FreundInnen oder unser/e PartnerIn geben. Aber ganz oft wünschen wir uns auch einfach erst einmal nur Verständnis und gar nicht unbedingt Lösungen.
Wir wollen, dass wir, unsere Situation und unser Gefühl verstanden und gesehen werden. Wir wollen uns „auskotzen“ oder „ausheulen“ und vielleicht dann im Nachgang hören: „Hey, mir ging`s schon mal ähnlich. Bei mir war das so und so…“
Es bringt einen nicht direkt weiter bei seinem Problem, aber darum geht`s auch gar nicht unbedingt.
Denn seien wir mal ehrlich: Häufig wissen wir ganz genau, wie wir die Situation, wegen der wir gerade traurig sind, angehen könnten. Doch in diesem Moment stehen die Gefühle im Vordergrund!
Ich glaube, dass es Kindern da oftmals ähnlich geht. Auch sie wollen in ihren Gefühlen gesehen und verstanden werden. Klar, wissen sie aufgrund mangelnder Erfahrung auch oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen, was Lösungen sein könnten. Aber auch für sie stehen zunächst ihre Gefühle im Vordergrund.
Deshalb möchte ich Dich heute ermutigen:
Gar nicht immer sofort in den Lösungsmodus zu gehen und zu versuchen, das Problem Deines Kindes anzugehen. Denn häufig kommt auf jedes „Probier`s doch mal so…“ sowieso nur ein schreiendes „Nein.“ – vor allem dann, wenn Dein Kind noch voll in seinen Emotionen steckt.
Vielleicht kann es auch schon helfen, wenn die Gefühle Deines Kindes für einen Moment einfach da sein dürfen, es weinen oder mit dem Fuß aufstampfen darf. Wenn es in seinen Gefühlen gesehen und verstanden wird und Ihr die Gefühle gemeinsam aushaltet.
Probiere es vielleicht mal aus – gerade dann, wenn Du häufig den Druck verspürst, sofort Lösungen finden zu müssen.
Ganz viel Erfolg Dir dabei!
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