Konzentriere Dich auf den Muskel, den Du ansteuern willst!
Wenn man mit der betroffenen Seite Bewegungen ausführt, spannen häufig nicht nur die benötigten Muskeln an, sondern auch viele weitere, die mit der eigentlichen Bewegung gar nichts zu tun haben. Bei Bewegungen der betroffenen Hand spannt z.B. der Oberarm oder die Schulter mit an, bei manchen auch der betroffene Fuß.
Wenn ich z.B. versuche, meinen Ringfinger anzusteuern, bewegt sich auch gerne mein Daumen mit und geht nach innen – so als wollte er meinen Ringfinger bei der Bewegung unterstützen.
Ich denke, das ist auch deshalb so, weil mein Daumen früher vieles für meine anderen, weniger mobilen Finger übernommen hat. Er springt sozusagen reflexartig ein und bewegt sich mit. So hat er es gelernt.
Gleichzeitig habe ich im Feinmotorik-Training nochmal gemerkt:
Es hilft mir unglaublich, wenn ich mich im Training ausschließlich auf den Finger bzw. den Muskel konzentriere, den ich bewegen will. Beim Ringfinger aktuell z.B. das Fingergrundgelenk. Dieses versuche ich bewusst anzusteuern.
Zwar nehme ich parallel auch meinen Daumen wahr, der mitmachen will – manchmal lockere ich ihn dann auch wieder – aber mein Hauptfokus liegt auf der Bewegung des Grundgelenks. Oft schließe ich dabei auch die Augen, um meine Wahrnehmung noch stärker zu fokussieren.
Die Wirkung verblüfft mich jedes Mal!
Denn die Bewegungen an sich gelingen mir dadurch insgesamt lockerer. Sprich, obwohl ich mich nur auf`s Grundgelenk konzentriere und gar nicht darauf, dass die anderen Muskeln nicht mit anspannen, bleiben sie entspannter.
Und die Bewegung des Fingergrundgelenks klappen ebenfalls leichter und besser.
Im Alltag mit Hemiparese und vor allem, wenn man damit aufwächst, ist es häufig so:
Man entwickelt schnell die Einstellung: Hauptsache, die Bewegung funktioniert, fast egal, wieviel Anspannung damit verbunden ist! Und dadurch schafft man eben auch einiges, was ja gut ist. Manchmal spürt man die zu viele Anspannung auch gar nicht.
Gleichzeitig kann das auf Dauer natürlich auch dazu führen, dass man sich falsche Bewegungsmuster aneignet, sich verspannt und auf Dauer Schmerzen bekommt – im Arm, in der Schulter, im Nacken usw.
Der Fokus auf den Muskel, der sich bewegen soll, hilft mir dabei, zu viel Anspannung und falsche Bewegungsmuster zu bemerken.
Und er hilft mir dabei, die Bewegung auch leichter hinzubekommen. Vor allem dann, wenn ich sie vorab mit meiner linken Hand vormache und auch hier sehr genau in die Bewegung reinspüre, prüfe:
- Wie ist die Bewegung aufgebaut?
- Wann bewege ich welchen Muskel/ welche Körperpartie? Und welche auch nicht?
- Wie fühlt sich die Bewegung an?
Ebenfalls sehr hilfreich für mich!
Was ich auch gemerkt habe:
Klar, für diese Denk- und Körperarbeit ist es erforderlich, dass ich den Finger, den ich ansteuern will, zumindest etwas spüre, ihn ein bisschen wahrnehmen kann.
Das war früher bei meinem Ring- und kleinen Finger nicht der Fall und daher war auch jede Bewegung mit ihnen schwierig.
Deshalb, falls Du das mal ausprobieren willst,…
… fange am besten mit Fingern an oder mit Partien, die Du gut spürst. Und versuche es am besten über mehrere Wochen hinweg. Es kann dauern, bis sich etwas tut. Ganz viel Erfolg Dir dabei!
Und schreibe mir gerne auch mal in die Kommentare, welche Erfahrungen Du damit sammelst oder auch schon gesammelt hast.
Ich freue mich drauf.
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