Als Kind über sein Handicap sprechen – Hier kommt ein Impuls!
Ein häufiges Thema mit Eltern im Coaching:
Wie kann ich meinem Kind einen selbstbewussten Umgang mit seinem Handicap vermitteln? –
eine ziemlich umfangreiche Frage, weil sie so viele Bereiche betrifft (z.B. das eigene Gefühl damit, der Umgang damit im Alltag, in der Kita, Schule, den Umgang damit, wenn mal etwas nicht so funktioniert usw.).
Ein Punkt davon kann auch sein:
Wie kann ich mit anderen über mein Handicap sprechen, es anderen erklären?
Ich habe mir diese Frage besonders als junger Teenie häufig gestellt und auch mit anderen betroffenen Kids bespreche ich sie heute immer wieder.
Falls sich Dein Kind gerade viel mit seinem Handicap befasst und schon entsprechend alt ist, könntet Ihr diese Frage vielleicht auch mal zusammen aufgreifen, gemeinsam überlegen:
Welche Worte könnte es nutzen?
Angefangen bei der Frage: Wie möchte es das Handicap nennen? Einfach „Hemiparese“ (wobei das Wort ja schon ziemlich kompliziert ist), vielleicht „Handicap“, „Einschränkung“, „Behinderung“ oder „Besonderheit“?
Ich für mich fand später den Satz toll: „Ich habe einfach eine besondere (körperliche) Situation.“ Einfach, weil es so neutral ist. Vermutlich ist der Satz aber gerade am Anfang nicht ganz das Richtige…
Oder möchte es den Begriff gar nicht nennen und stattdessen gleich näher auf die Situation eingehen? Z.B. sagen: „Bei mir funktioniert die rechte/ linke Seite nicht so gut/ einfach anders. Ich kann damit nicht so gut…“
Alles ist richtig, es muss seine eigenen Worte finden.
Danach könntet Ihr schauen:
Wie könnte es das Handicap ein bisschen beschreiben?…
… wenn es das überhaupt schon möchte.
Möglicherweise könnte es ein oder zwei Beispiele finden, die ihm aufgrund dessen (noch) nicht so gut gelingen. Z.B. mit der Schere schneiden, die Schuhe binden, mit Messer und Gabel essen oder… oder…
Und dann könnte es sagen: „Ich kann meine rechte/linke Hand nicht so gut bewegen, wie es andere können und damit z.B. noch nicht so gut ausschneiden oder Schuhe binden.“
Und dann könntet Ihr als Ergänzung überlegen:
Vielleicht ein paar Dinge, die es auch mit Handicap schon gelernt hat. Beispielsweise schwimmen, Roller fahren, hüpfen oder… oder…
Es könnte dann ergänzen: „Aber/Und ich hab damit schon schwimmen gelernt, Roller fahren und auf einem Bein stehen.“
Das sind, wie gesagt, nur Ideen, bei Euch kann die Beschreibung ganz anders aussehen.
Und schließlich könntet Ihr gemeinsam herausfinden:
Wann und mit wem möchte Dein Kind überhaupt über sein Handicap sprechen? Es gibt ja auch Situationen, in denen es vielleicht gar keine Rolle spielt und daher auch nicht zum Thema gemacht werden muss.
Und: Wo wünscht es sich vielleicht noch Unterstützung von Dir während des Beschreibens?
Mein Impuls:
Lasst Euch Zeit für diese ganzen Fragen! Ihr könnt auch über mehrere Tage und Wochen immer mal wieder über sie sprechen und nach Ideen suchen. Es braucht nicht sofort Antworten – die entwickelt Ihr mit der Zeit.
Was ich wichtig finde:
Dass Ihr Euch und vor allem Dein Kind sich mit seinen Worten wohl fühlt. Vielleicht auch, dass sie für es relativ neutral sind, nicht viel mit ihm machen. Denn sonst kann es passieren, dass seine Stimmung im Gespräch mit anderen schnell kippt, es sich nicht mehr so gut fühlt wie zuvor.
Das heißt natürlich nicht, dass es sich nicht auch mal vor anderen über sein Handicap „auskotzen“ darf. Klar, das gehört manchmal auch dazu! Aber vermutlich will es das nicht jedes Mal, sondern das Handicap vielleicht auch einfach mal nebenbei erwähnen – ohne dass es danach groß im Mittelpunkt steht.
Und das finde ich auch ganz wichtig:
Klar, das Handicap ist ein Teil Deines Kindes, aber darüber hinaus macht es ja noch viel, viel mehr aus.
Auch hier könntet Ihr vielleicht in Zukunft mal gemeinsam sammeln: Was macht es daneben noch aus? Welche Stärken und Fähigkeiten hat es?
Ebenfalls hilfreich, wenn es um das Thema Selbstbewusstsein geht.
Ganz viel Erfolg Euch bei allem, was Ihr macht!
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