Wie behindert bist du eigentlich?!

Eltern-Kind-Talk – Das lohnt sich!

Heute geht`s um einen Impuls, der vielen meiner Eltern-KlientInnen bereits geholfen hat – gerade mit Kindern ab ca. 5 Jahren:

Regelmäßige Eltern-Kind-Talks!

Katja Saalfrank, eine bekannte Familientherapeutin, spricht hierbei gerne auch von „Küchen-Kakao-Gesprächen“. Das sind festgelegte Zeiten, in denen die Familie (oder auch Teile der Familie) zusammenkommt und gemeinsam über das spricht, was gerade so los ist.

Das können tolle Erlebnisse aus der letzten Zeit sein, Erfolge, die man gesammelt hat, aber auch knifflige Themen und aktuelle Herausforderungen. 

Sei es:

  • keine Lust, die Orthese zu tragen,
  • Schwierigkeiten in der Schule,
  • das nächtliche Einschlafen, das schwerfällt,
  • die regelmäßigen Wutanfälle oder… oder…

 

Wichtig ist hierbei:

Dass es ein offenes Gespräch ist. Es geht nicht darum, dem Kind sein (negatives) Verhalten vorzuwerfen und zu sagen, was sich ändern muss.
Es geht darum, sich die herausfordernde Situation gemeinsam genauer anzuschauen, die verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und zusammen nach Möglichkeiten zu schauen.

 

Dabei ist außerdem wichtig:

Nicht schon fertige Lösungen parat zu haben, sondern sie wirklich gemeinsam zu entwickeln und dafür Raum zu schaffen.  

Das kann gerade zu Anfang schwierig sein, da man als Eltern sonst oft gefordert ist, alles möglichst schnell und selbst zu lösen; ebenso wie Probleme und Baustellen der Familie in Windeseile aus der Welt zu schaffen. 
Aber hier geht es darum, das Kind aktiv miteinzubeziehen und es teilweise schon selbst Lösungen entwickeln zu lassen. Das erfordert Zeit, Nerven und immer wieder Geduld. 

Doch es lohnt sich auf jeden Fall! Das Kind spürt: „Meine Meinung und meine Themen sind wichtig und werden gehört.“
Es merkt, dass es mit seinen/ihren Themen zu Dir kommen kann und ihr es gemeinsam angeht.
Und es lernt Stück für Stück, eigene Lösungen für seine/ihre Probleme zu finden. 
Parallel dazu könnt Ihr bei Euch zu Hause eine offene Atmosphäre schaffen, in der positive wie schwierige Themen Raum finden.

 

Ein hilfreiches Werkzeug für die Gespräche:

Fragen – vor allem offene Fragen, Fragen, die mit „W“ beginnen. Z.B.:

  • Was genau ist passiert? Was hat Dich gestört? Was können wir ändern?
  • Wer hat was gemacht? Wer war dabei? Wer könnte uns helfen?
  • Wie hast Du Dich gefühlt? Wie hast Du das geschafft? Wie hättest Du es gerne?
  • Wann…? 
  • Wo…? usw.

Die Frage nach dem „Warum“ würde ich rauslassen, da sie meist in die Rechtfertigung führt – á la „Warum hast Du das gemacht?“. Diese Frage kann je nach dem provozierend wirken und eher zu Auseinandersetzungen führen als zu Lösungen.

 

Im Alltag passiert es öfter, dass wir statt offener viele geschlossene Fragen stellen!

Z.B.:

  • Hast Du schlechte Laune, weil es in der Schule nicht so gut lief?
  • Willst Du die Orthese nicht tragen, weil sie nicht richtig sitzt oder blöd aussieht?
  • Hast Du nachts Angst im Dunkeln und willst deshalb nicht schlafen?

Geschlossene Fragen können sinnvoll sein – z.B. wenn man eine schnelle Antwort oder Einigung braucht – etwa ein konkretes „Ja“ oder „Nein“. Sie können aber hinderlich sein, wenn es darum geht, länger miteinander ins Gespräch zu kommen und das Kind reden zu lassen. 

 

Daher mein Impuls:

Falls Du`s nicht schon machst, versuche bewusst mehr offene Fragen zu stellen und schaue mal, was bei Dir und Deinem Kind passiert.
Und überlegt vielleicht auch gemeinsam, wann könntet Ihr Eure Eltern-Kind-Talks machen bzw. Küchen-Kakao-Gespräche?

Ganz viel Erfolg Euch dabei!

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