Wie behindert bist du eigentlich?!

Antrag auf Schwerbehinderung – ein hilfreicher Tipp

Heute geht`s mal um ein Thema, das ich bisher noch nicht angesprochen habe, auch weil es eher wenig mit den Themen Mut und Motivation mit Handicap zu tun hat.

Es geht um den Antrag auf Schwerbehinderung!

Genauer gesagt um einen wichtigen Tipp für die Antragsstellung.
Ich nutze heute Worte, die ich normalerweise gerne vermeide – Worte wie Einschränkung, Behinderung, Störungen usw. Aber sie sind wichtig, denn ohne sie kommt ein solcher Antrag nicht aus.

Und so eine Schwerbehinderung bringt ja durchaus Vorteile mit sich – z.B.

  • Steuervergünstigungen schon ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 20,
  • Kündigungsschutz (ab einem GdB von 50 oder bei Gleichstellung ab 30) oder
  • kostenlose Beförderung im öffentlichen Nahverkehr mit Wertmarke bei Merkzeichen wie G (erheblich gehbehindert) oder aG (außergewöhnlich gehbehindert).

Welche Vorteile genau damit verbunden sind, hängt natürlich von der „Schwere“ Deines Handicaps ab und von der Einschätzung der MitarbeiterInnen beim Versorgungsamt – die Stelle, wo Du den Antrag stellst.

Einen Überblick über die Vorteile bzw. Nachteilsausgleiche findest Du u.a. bei betanet: Hier geht`s zu betanet (klick)>>

Mein Impuls:

Wenn Du einen Antrag auf Schwerbehinderung stellst, reiche neben dem Antragsformular und den ärztlichen Gutachten/Berichten am besten zusätzlich einen Bericht ein, in dem Du schilderst, inwiefern Dich Dein Handicap im Alltag einschränkt.
Bzw. falls Du nicht selbst das Handicap hast, sondern Dein Kind, inwiefern es Dein Kind im Alltag einschränkt.

Angefangen morgens beim Aufstehen… möglicherweise fällt es Dir oder Deinem Kind schwer, morgens aus dem Bett zu kommen, weil sich Deine/seine Fuße oder Beine erst einmal taub anfühlen. Dann schildere das unbedingt in Deinem Bericht.

Oder Du hast Schwierigkeiten aufzustehen, weil Du Schlafstörungen hast. Beschreibe dann, inwiefern Dich diese im Alltag „behindern“. Z.B. ergeben sich dadurch Konzentrationsprobleme oder Du bist nicht so lange aufnahmefähig, kannst bestimmte Arbeiten nicht so verrichten, wie Du willst.

Weiter geht`s beim Frühstück machen. Inwiefern bist Du hier eingeschränkt?
Beim Waschen und Anziehen… später bei Deiner Arbeit oder im Falle Deines Kindes in der Kita oder Schule?

Möglicherweise hast Du Probleme beim Laufen… Wie sehen diese aus? Wozu führen sie? Z.B. dazu, dass Du häufiger stolperst, die Sturzgefahr erhöht ist, Du schneller müde wirst usw.

Gehe am besten Deinen kompletten Alltag von morgens bis abends durch und überlege, was Dich (alles) herausfordert bzw. Dein Kind und inwiefern.

Warum das Ganze?

Damit die MitarbeiterInnen beim Versorgungsamt eine genauere Vorstellung von Deiner Einschränkung bekommen bzw. von der Deines Kindes.

Bei uns in Wuppertal ist es beispielsweise so, dass der 1. Antrag auf Schwerbehinderung oftmals eine reine Formsache darstellt. Das heißt, man reicht den Antrag mit den ärztlichen Gutachten ein und auf Basis dessen wird der Grad der Behinderung bestimmt.
Ärztliche Untersuchungen durch das Amt erfolgen meist erst bei erneuter Prüfung ein halbes Jahr oder Jahr später. Jedes Amt ist da natürlich anders.

Aber dennoch kann es sehr hilfreich sein, den AntragsprüferInnen von Beginn an schon mal ein Bild davon zu vermitteln, wie sich Dein Handicap auf Dein Leben auswirkt.

Das Gleiche bietet sich für die Beantragung eines Pflegegrades an…

Z.B. in Form eines Pflegetagebuchs, worin Du regelmäßig festhältst, wann Du am Tage pflegerische Unterstützung brauchst bzw. Dein Kind und inwiefern (z.B. beim Waschen, Anziehen etc.).
Das hilft dem medizinischen Dienst der Pflegekasse dabei, den Pflegegrad leichter einzuschätzen.

(Der medizinische Dienst kommt nach Beantragung des Pflegegrades zu Dir/Euch nach Hause, um Dich in Deinem Alltag zu begutachten und den Pflegegrad zu ermitteln. Da die Begutachtung jedoch nur kurz ist, kann meist nicht der gesamte Alltag beurteilt werden. Hier helfen und ergänzen das Pflegetagebuch und Eure Beschreibungen).

Über die Themen Schwerbehindertenausweis, Pflegegrad, Nachteilsausgleiche könnte man natürlich noch viel, viel mehr schreiben…

… angefangen bei:
Soll ich überhaupt einen Antrag stellen?
Sind damit auch Nachteile verbunden?
… über:
Kann ich mit meiner Einschränkung überhaupt einen Pflegegrad/Behindertengrad bekommen?
… bis hin zu:
Welche Leistungen kann ich noch beantragen? Was lohnt sich?

Ich würde gerne wissen: Sind solche Themen für Dich interessant? Würdest Du darüber gerne mehr lesen? Schreibe es in die Kommentare
Dann würde ich immer mal wieder auch dazu Blogbeiträge schreiben.

Durch meine Arbeit in der Teilhabeberatung für Menschen mit Handicap (EUTB), die ich parallel zu meiner Coaching-Arbeit mache, kenne ich mich auch darin aus.

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