Wie behindert bist du eigentlich?!

Von Bekannten und anderen Hindernissen

Wir saßen in einem Café. Es war warm, die Sonne schien. Ich trank einen Latte Macchiato und hörte einer Bekannten zu, die ich schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Sie berichtete von den Dates, die sie in letzter Zeit hatte, von ihrem Hund und ihrem Studium. Ich freute mich für sie, weil gerade alles bei ihr so gut lief.

Nach etwa einer halben Stunde kamen wir dann auf mich zu sprechen. Sie fragte: „Und, wie geht es Dir? Was macht Dein Projekt mit Deiner rechten Hand?“
Ich erzählte ihr von meinem Erfolg auf der Hochzeit meines Bruders. Dort hatte ich es geschafft, vielen Menschen nahezu ganz normal die rechte Hand zu geben. Dann berichtete ich von meinem ganz normalen Führerschein und wie sehr ich mich darüber freute.

Plötzlich stellte meine Bekannte auf einmal ganz nüchtern fest: „Aber Deine Finger überstrecken sich immer noch.“

Ich starrte auf meine rechte Hand. Sie hatte Recht: Wenn ich gestikulierte überstreckten sich meine Finger immer mal wieder.

Ja stimmt! Scheiße!, dachte ich.

Sofort war meine Stimmung im Keller!

Das, was meine Bekannte gesagt hatte, war per se nichts Schlimmes oder gar Gemeines. Es war einfach eine Feststellung. Doch der Satz wirkte; und das sehr negativ. Er machte mir wieder einmal deutlich: Mein Ziel war noch nicht erreicht!

Sätze wie diese höre ich oft!

Im Nachhinein denke ich meistens: Hallo, ich habe Dir gerade von meinen Fortschritten erzählt. Warum musst Du dann gleich auf das zu sprechen kommen, was ich noch nicht kann? Ich arbeite schließlich noch an meinem Ziel und bin noch nicht fertig!

Aber genau dieser Gedanke kippt meine Stimmung!

Ich werde wütend oder traurig. Ich trainiere so viel, lenke meine Energie und meine Motivation bewusst auf meine Fortschritte und der andere hat seine Aufmerksamkeit nur auf dem, was noch nicht funktioniert.

Das hilft mir nicht!

Wenn ich immer nur das sehen würde, was ich noch nicht kann, würde ich vermutlich nicht mal anfangen, mit meiner rechten Hand zu trainieren. Denn meine rechte Hand ist einfach anders als die von anderen. Sie lässt sich häufig schwerer ansteuern als meine linke, sie hat sehr biegsame Gelenke und sie ist etwas kleiner und schmaler als meine linke.

Aber ich kann ihre Beweglichkeit verbessern und mich dadurch Stück für Stück freier und unabhängiger fühlen!

Und genau das geht nun einmal nicht über Nacht!

Also ja, meine Finger überstrecken sich gelegentlich und das ist auch absolut okay so. Bei Zeiten arbeite ich daran. Momentan liegt mein Fokus jedoch auf anderen Zielen, wie der Beweglichkeit meines Ringfingers und meines kleinen Fingers.

Eine neue Technik musste her!

Nach dem Gespräch mit meiner Bekannten ist mir aufgefallen: Ich will mich nicht mehr über Sätze wie diese ärgern! Ich weiß ja, dass sie im Grunde nicht böse gemeint sind und dass es sogar evolutionär bedingt ist, vermehrt das in den Fokus zu rücken, was gerade noch nicht funktioniert.

Trotzdem: Sätze wie diese hatten bisher eine negative Wirkung auf mich und genau das wollte ich ändern.

Ab und an sage ich dem anderen direkt, dass mich sein Satz ärgert.

Ich sage dann: „Sätze wie diese helfen mir nicht bei meinem Projekt. Mir ist es zurzeit wichtig, mich besonders auf das zu konzentrieren, was schon geht. Dadurch bin ich motivierter an meinen Zielen zu arbeiten. Deshalb würde ich mich darüber freuen, wenn Du…“.

Aussprachen wie diese finde ich wichtig, weil die andere Person dann für weitere Gespräche weiß, was mich stört. Und so können wir in Zukunft schönere und angenehmere Unterhaltungen führen.

Dieses Mal jedoch hatte ich keine Lust auf eine direkte Konfrontation. Dafür hatte ich einfach zu wenig Kontakt zu meiner Bekannten und mir war das Gespräch nicht wichtig genug.

Doch der Satz von ihr blieb trotzdem hängen. Auch nach dem Gespräch dachte ich immer wieder an ihn.

Was tun?

Ich suchte in Büchern, Podcasts und Videos nach einer mentalen Technik, mit der ich mein Denken bewusst beeinflussen konnte. Ich fand zunächst keine, die in diesem speziellen Fall funktionierte. Schließlich fragte ich meinen Coach und sie erinnerte mich an eine wirksame und witzige Methode, die ich schon von früher kannte, jedoch wieder vergessen hatte.

Würdest Du manchmal auch gerne Deine Stimmung nach anspruchsvollen Gesprächen mit Freunden, Bekannten oder der Familie anheben?

Dann pass jetzt gut auf! Diese Technik funktioniert und hilft in wenigen Sekunden!

Nutze die Stimmen von Micky Maus, Donald Duck und co!

Wenn Dich ein Satz, den eine andere Person zu Dir gesagt hat, stört, verärgert oder sogar verletzt, sage Dir diesen Satz in Gedanken immer wieder vor; allerdings nicht mit der Stimme der Person, sondern mit einer, die Du noch aus Deiner Kindheit kennst. Zum Beispiel die von Micky Maus, Donald Duck oder die eines Pokemons.

Egal für welche Figur Du Dich entscheidest: Wichtig ist, dass Du die Stimme witzig, vielleicht auch kindisch findest. Wenn Du den Satz dann nämlich mit dieser Stimme immer wieder hörst, kannst Du ihn gar nicht mehr ernst nehmen. Er klingt lustig, vielleicht auch ein bisschen lächerlich. So musst Du schnell grinsen, anstatt Dich über die Bemerkung des anderen aufzuregen.

 

Mir hat diese Technik sehr geholfen!

Inzwischen grinse ich schon, wenn ich nur an die Überstreckung meiner Finger denke. Ich nehme mir vor, die Micky-Maus-Technik auch zukünftig immer wieder anzuwenden, wenn jemand etwas zu mir sagt, dass mich negativ stimmt.

Denn für mich steht fest: Diese Technik hilft nicht dabei, Themen oder auch Probleme zu lösen, die man mit anderen Menschen hat, aber mit ihr kann ich bewusst mein Denken in eine witzige und positive Richtung lenken.

Was hältst Du von dieser Methode? Hast Du sie schon einmal ausprobiert? Welche Erfahrungen hast Du mit ihr gesammelt? Schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Eintrag.

3 Kommentare

  • Hallo Janina, ich bin zufällig auf deine Seite gelangt. Unser kleiner Schatz hatte einen vorgeburtlichen Schlaganfall mit Hemiparese rechts armbetont.
    Er ist noch sehr klein (14 Monate).
    Da ist noch alles offen.
    Gedanken mache ich mir trotzdem als Mutter.

    Ich bin richtig begeistert von deinem Kampfgeist und Ehrgeiz.
    Das du deine Ziele erreichen willst!

    Du bist eine starke Frau, eine Kämpferin!
    Du hast allen Respekt über das was du geleistet hast und noch immer leistet.

    Wir stehen am Anfang des Kampfes.
    Für die Zukunft unseres Kleinen.

    Deine Seite gibt mir Kraft, dass er trotz des Handicaps seinen Alltag einmal bewältigen kann.

    DANKE, dass du offen über dein Handicap schreibst und andere damit großen Mut bescherst!

    Antworten
  • Hallo, mein Name ist Susanne. Auf deine Seite bin ich gestoßen, als ich nach Tipps zum Skifahren für Kinder mit Hemiparese gesucht habe. Unser Tim ( 11) hat ( nach deinen Beschreibungen) eine ähnlich ausgeprägte Hemi rechts.
    Er reflektiert trotz seines jungen Alters schon sehr viel und deine Seite kann für ihn eine gut Motivation sein. Auch speziell das Beispiel mit der Micky Maus Stimme ist gut und kann negative Gedanken vertreiben.
    Ich wünsche dir weiterhin die Energie, weiter zu trainieren unfeine Erfolge machen mir sehr Mut.

    Antworten
    • Hallo Susanne,

      vielen Dank für Deinen tollen Kommentar! Ich freue mich sehr, wenn ich Dich und Deinen Sohn durch meine Beiträge motivieren und ermutigen kann kann. Ich wünsche Euch alles alles Gute und ganz viel Erfolg auf Eurem Weg!
      Wenn Du oder auch Dein Sohn Tim Fragen habt oder Ihr Euch Anregungen wünscht, schreibt mich gerne an. Vielleicht habe ich ein paar Tipps :).

      Viele Grüße,
      Janina

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert