Wie behindert bist du eigentlich?!

Jetzt kommt Bewegung rein

Anfang 2018 habe ich mir das Ziel gesetzt, meine rechte Hand nach links und rechts bewegen zu können. Wenn ich dieses Ziel erreicht habe, kann ich meine Hand gezielter und feiner bewegen. Ich muss nicht mehr ständig umgreifen und es sieht einfach besser aus.

Inzwischen arbeite ich seit einiger Zeit daran, mein Handgelenk hierfür zu trainieren. Erste Erfolge sind jetzt sichtbar. Schau mal:

Die Bewegung nach links klappt bereits seit einiger Zeit. Die Bewegung nach rechts fällt mir etwas schwerer. Sie funktioniert derzeit mithilfe der Schwerkraft ;).

 

Aber das ist erst der Anfang…

Ich will natürlich noch viel weiter kommen und meine Hand noch freier bewegen können. Dafür trainiere ich mehrmals die Woche aktiv und jeden Tag passiv. Wie? Ich zeig es Dir!

 

Meine schlaue rechte Hand

Es dauerte einige Zeit, bis meine Ergotherapeutin und ich Trainingsinstrumente und Übungen gefunden hatten, mit denen ich mein Handgelenk trainieren konnte. Noch heute suchen wir immer wieder nach neuen Möglichkeiten.

Meine rechte Hand ist nämlich ganz schön gerissen. Sie kennt jede Menge Ausweichbewegungen, um die Rechts- und Linksbewegung zu vermeiden. Manchmal wirkt es, als bewege ich meine Hand und dabei habe ich lediglich meinen Unterarm oder einzelne Finger verschoben.

Leider passiert das völlig unbewusst. Mein Handgelenk hat diese Bewegung meiner Hand einfach nie gelernt. Dafür hat meine rechte Seite jedoch jede Menge Ersatzbewegungen einstudiert, um die fehlende Handgelenksbeweglichkeit zu kompensieren.

 

Ganz schön intelligent…

…aber beim Training eher hinderlich. Denn meine rechte Hand trickst mich oft aus:

  • Sie beugt das Handgelenk zuerst nach vorne und dann erst zur Seite
  • sie bewegt den Unterarm nach links, damit es so aussieht, als wäre mein Handgelenk nach rechts gebeugt,
  • sie bewegt einzelne Finger nach rechts, statt das Handgelenk nach rechts zu beugen.

Daher ist es für mich so wichtig, mit Trainingsgeräten zu arbeiten, die verbildlichen, ob ich gerade tatsächlich meine Hand oder ein anderes Körperteil bewege.

 

Mit der Knete zum Ziel…

Mithilfe der Knete beispielsweise kann ich sehr gut sehen, ob sich nur meine Finger oder das gesamte Handgelenk bewegen.

Hierfür nehme ich meine Therapieknete, teile sie in zwei Hälften und knete sie zu zwei Rollen. Die Rollen dienen als Begrenzung für meine rechte Hand. Ich lege sie senkrecht auf einen Tisch, lege meine Hand zwischen sie und versuche mein rechtes Handgelenk nach rechts und links zu beugen.

Bewege ich mehr meine Finger anstatt meines Handgelenks nach links und rechts, ist deutlich zu sehen, dass meine Hand nicht bis zu der äußeren Knetrolle kommt (siehe rechtes unteres Bild). Bewege ich hingegen mein Handgelenk, schaffe ich es, die Knetrolle zu berühren (sie linkes äußeres Bild).

Bei dieser Übung muss ich allerdings auf meinen Unterarm achten. Er muss auf dem Tisch liegen bleiben und darf sich nicht verschieben. Zu diesem Zweck halte ich ihn mit der linken Hand fest.

 

Eine etwas merkwürdige, aber sehr effektive Konstruktion

Ein weiteres Trainingsgerät: eine etwas merkwürdige Konstruktion aus Gesellschaftsspielen und einer Schere:

Für diese Konstruktion stapelt man jeweils zwei kleine Kartons (z.B. von Gesellschaftsspielen) aufeinander, sodass sie gleich hoch sind. Man stellt sie einander gegenüber und verbindet sie mit einer Schere. Ich lege meinen Unterarm unter die Schere:

 

Warum diese Konstruktion?

Dieses Trainingsgerät dient der Stabilisierung meines Unterarms. Wenn ich die Rechts- und Linksbewegung meiner Hand trainiere, bewege ich ja oft unbewusst meinen Unterarm statt meines Handgelenks. Die Konstruktion macht es sichtbar, wenn mir dieser Fehler unterläuft. Sobald sich mein Unterarm bewegt, bewegt sich auch die Schere auf den Kartons. So kann ich sofort erkennen, wenn ich mal wieder unbewusst versuche zu tricksen.

Wichtig hierbei: Die Karton-Stapel dürfen nur minimal höher sein als mein Unterarm. Sonst fällt die Bewegung meines Unterarms nicht auf.

Die Knetübung und das Trainingsgerät aus Spielen und Schere lassen sich auch gut miteinander kombinieren. Dann haben sämtliche meiner Ersatzbewegungen keine Chance mehr und ich kann genau prüfen, ob und wie weit sich mein Handgelenk inzwischen nach links und rechts bewegen lässt.

 

Passives Training – eine super Ergänzung

Am häufigsten übe ich allerdings passiv vor dem Fernseher oder in (nicht ganz so wichtigen) Gesprächen mit Freunden oder Verwandten. Immer dann, wenn meine Aufmerksamkeit nicht zu hundert Prozent gefordert ist, bewege ich mithilfe meiner linken Hand das Handgelenk meiner rechten Hand hin und her. Passiv geht diese Bewegung ganz leicht und das obwohl ich es aktiv noch nicht ganz so gut hinbekomme.

Durch diese Übung erziele ich die meisten Fortschritte! Und sie ist noch nicht einmal aufwändig!

Nach 10 bis 15 Minuten passiven Trainings fällt es mir viel einfacher, mein Handgelenk aktiv zu bewegen. Daher kann ich dieses Training sehr empfehlen!

Wenn Du auch Hemiparese hast und Du Lust hast, Dein Handgelenk zu trainieren, probiere diese Trainingsgeräte und Übungen auf jeden Fall einmal aus. Sie sind effektiv und ganz einfach aus Alltagsgegenständen nachzubauen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Training und freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema.

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