Es ist soweit: Die erste Fahrstunde
Nach langem Warten standen sie endlich an: meine ersten zwei Fahrstunden. Vor gut einem halben Jahr habe ich mich dazu entschieden, einen ganz normalen Führerschein für Autos mit Automatikgetriebe zu machen. Zurzeit fahre ich ja noch mit Umbaumaßnahmen (einer Gas-Brems-Verlegung auf die linke Seite und einem Multifunktionsdrehknopf) durch die Gegend.
Jetzt bin ich auf Wunsch des Straßenverkehrsamtes in einer Fahrschule angemeldet. Dort nehme ich noch ein paar Fahrstunden, bevor ich die Prüfung mit einem Gutachter absolviere. Vor ein paar Tagen hatte ich meine ersten zwei Fahrstunden (zweimal 45 Minuten).
Ein VW-Tiguan ist ein ganz schön großes Auto!
Wegen des Schnees kam ich gleich mal ein paar Minuten zu spät zur Fahrschule. Zum Glück schneite es aber gerade nicht. Es war sonnig, trocken und eiskalt.
Auf der Fahrt zur Fahrschule musste ich immer wieder grinsen. Ich fuhr mit meinem eigenen Auto zur Fahrschule, um dort Fahrunterricht zu bekommen. Das ist schon etwas seltsam. Aber naja, ein paar Fahrstunden sind notwendig.
Als ich ankam, lernte ich sogleich meinen neuen Fahrlehrer kennen. Er war sehr nett und arbeitet schon seit über 30 Jahren als Fahrlehrer.
Dann ging es auch schon los. Wir liefen hinunter zum Parkplatz der Fahrschule. Dort stand ein ziemlich großer Syouwe mit Automatikgetriebe, ein VW Tiguan. Ich musste erst einmal schlucken. Bisher bin ich immer nur Kleinwagen gefahren. Jetzt gleich ein so großes Auto zu steuern und dann auch noch mit rechts, machte mich schon etwas nervös.
Ein sperriges Handgas-Gerät
Ich stieg gleich auf dem Fahrersitz ein und schnallte mich an. Mein Fahrlehrer erklärte mir das Auto und zeigte mir, wie ich den Sitz und die Außenspiegel verstellen konnte. Dabei stellte ich fest, dass im Fußraum des Fahrersitzes ein Handgas-Gerät angebracht war. Das ist für Menschen, die aufgrund ihrer besonderen körperlichen Situation mit ihren Füßen nicht an das Gas- beziehungsweise Bremspedal kommen. Es ist fest im Fahrschulwagen eingebaut, muss aber natürlich nicht benutzt werden. Das Auto verfügt auch über ein normales Gas- beziehungsweise Bremspedal.
Blöderweise war das Handgas-Gerät nur sehr groß und sperrig. Es bestand aus einer langen Metallstange, die mit dem Gas- und Bremspedal des Autos verbunden war. Es reichte an der Seite bis an den rechten Rand des Lenkrads heran. Ich hatte Mühe, an das Gaspedal zu kommen, weil die Metallstange unmittelbar daneben angebracht war. Egal, ich würde mich daran gewöhnen.
Die Fahrstunde beginnt.
Mein Fahrlehrer und ich vereinbarten, dass er zunächst das Bremsen und Gasgeben für mich übernehmen würde, bis wir in einem verkehrsberuhigten Bereich wären. Ich sollte lediglich das Auto lenken. Das beruhigte mich. So konnte ich den Syouwe erst einmal kennenlernen.
Und dann ging es auch schon los. Ich startete den Wagen und nahm das Lenkrad in die Hand. Zunächst stand das Wenden des Wagens an. Wir mussten vom Parkplatz der Fahrschule herunter und dann hinauf durch eine kleine Durchfahrt, die zur Hauptstraße führte. Das Wenden funktionierte auf Anhieb, da sich der Wagen wirklich toll lenken ließ. Die Durchfahrt war schmal und ging steil bergauf. Doch da ich nur lenken musste, war auch das schnell und problemlos geschafft.
Zu Beginn lenkte ich hauptsächlich mit der linken Hand. Meine rechte Hand vergaß ich dabei ein wenig. Mein Fahrlehrer erinnerte mich an meine rechte Hand und schon bezog ich sie mit ein. Abgesehen davon, dass ich gerade nicht bremste oder Gas gab, war alles fast wie immer. Der VW Tiguan ließ sich genauso gut lenken wie mein kleiner Wagen. Ich fühlte mich gleich sicher und gut aufgehoben.
Nach wenigen Minuten waren wir in einem verkehrsberuhigten Bereich. Ich lenkte den Wagen an die Seite und mein Fahrlehrer stoppte. Dann übernahm ich das Gasgeben und Bremsen; und das mit dem rechten Fuß! Ich atmete einmal tief durch, setzte den Blinker und fuhr los.
Und es funktionierte…
Zu Beginn war es etwas holprig. Ich musste erst herausfinden, wie das Auto tickte. Es fuhr schnell an und reagierte ebenso schnell auf die Bremse. Auch das war genau wie in meinem kleinen Wagen. Sofort fasste ich Mut. Das Fahren funktionierte schon mal.
Ich drehte ein paar Runden bei 30 Km/h im verkehrsberuhigten Bereich und gewöhnte mich ans Fahren. Das einzige, was mich zu Beginn störte, war das Handgas-Gerät. Ich kam dadurch mit meinem rechten Fuß nicht so gut an das Gaspedal heran. Ich musste mich immer wieder daran vorbei quetschen. Doch nach einiger Zeit gewöhnte ich mich auch daran. Ich war sehr froh und glücklich darüber, den Wagen so gut im Griff zu haben und das ohne Umbaumaßnahmen!
Ab auf die Landstraße…
Nach einigen Minuten verließen wir den verkehrsberuhigten Bereich. Mein Fahrlehrer navigierte mich zu einer Hauptstraße, die in eine Landstraße überging. Schnell fuhr ich 50, dann 70 Km/h. Auch das klappte auf Anhieb. Schon jetzt machte mir die Fahrstunde viel Spaß. Mein Fahrlehrer und ich unterhielten uns gut über dies und das, zwischendurch gab er mir Anweisungen oder korrigierte mich, wenn ich (aus Gewohnheit) nicht ganz „fahrschulgerecht“ fuhr.
Die kleinen Tücken des Abbiegevorgangs
Nachdem ich einige Zeit über Landstraßen gesaust war, fuhren wir in ein tückisches Gebiet; in kleine, enge Straßen mit Rechts-vor-Links-Fahrgebot, Einbahn- und Anlieger-Straßen. Ich seufzte. Diese herausfordernden Straßen kannte ich noch gut aus meiner früheren Fahrschulzeit.
Wir hielten erneut am Straßenrand. Mein Fahrlehrer erinnerte mich an den Abbiegevorgang. Er sagte, um prüfungsgerecht abzubiegen, müsste ich zunächst in den Rückspiegel schauen, daraufhin in den entsprechenden Außenspiegel, anschließend blinken, über die Schulter schauen und erst dann abbiegen. Vermutlich habe ich diesen Vorgang auch schon vor sechs Jahren in meiner alten Fahrschule kennengelernt. Fest stand: In der Regel schaute ich vor dem Abbiegen immer nach, ob die Straße frei war. Aber häufig setzte ich den Blinker einfach sofort und sah erst dann nach, ob ich abbiegen konnte. Daher fiel es mir schwer, bei jedem Abbiegevorgang die korrekte Reihenfolge zu beachten; zumal ich dafür nur wenige Sekunden Zeit hatte. Ich nahm mir vor, diesen Vorgang in den nächsten Tagen mit meinem Wagen zu üben; ein Vorteil, wenn man eigentlich schon einen Führerschein hat ;).
Der grüne Pfeil neben der roten Ampel: Was ist dabei noch gleich zu beachten?
Noch eine kleine Tücke: der grüne Pfeil neben der roten Ampel. Mir war sofort klar, ich musste ihn wie ein Stop-Schild behandeln: erst stoppen, schauen ob alles frei ist und dann nach rechts abbiegen; und das, obwohl die Ampel eigentlich rot ist.
Am grünen Pfeil angekommen, bremste ich und blieb kurz stehen. Dann war ich eigentlich schon wieder dabei loszufahren, aber mein Fahrlehrer bremste erneut mit seinen Pedalen. Er betonte, ich müsse mindestens drei Sekunden stehen bleiben und erst dann losfahren. Ich erinnerte mich wieder. Man zählt ganz langsam von 21 bis 23, schaut nach links und rechts und dann fährt man los.
Mein Spezialfall: Das Anlieger-frei-Schild
Weiter ging es zur nächsten herausfordernden Situation. Mein Fahrlehrer sagte mir: „Biegen Sie bitte gleich rechts ab.“ Ich dachte nicht darüber nach und fuhr sogleich in die nächste Straße. Mein Fahrlehrer rief: „Stopp!“. Er forderte mich, weil gerade niemand hinter uns war, dazu auf, den Rückwärtsgang einzulegen und ein Stück zurück zu fahren. Ich tat, was er sagte und dann fiel es mir ebenfalls auf: das Anlieger-frei-Schild. In diese Straße hätte ich nicht abbiegen dürfen. Nur Anlieger haben das Recht, diese Straße zu nutzen. Ich hatte einfach nicht darauf geachtet; wie blöd! Ich hätte noch eine Straße weiter geradeaus fahren und dann erst rechts abbiegen sollen.
Ich nahm mir vor, solche tückischen Straßen in den nächsten Tagen häufiger abzufahren und wieder zu üben, auf jedes einzelne Schild zu achten.
Routinefahren vs. fahrschulgerechtes Fahren
Da ich seit sechs Jahren beinahe täglich Auto fahre, habe ich Routine entwickelt. Ich bin nicht mehr ganz so aufmerksam wie zu Beginn kurz nach der Fahrprüfung. In der 50er-Zone fahre ich ganz gerne auch mal 55 Km/h, in der 30er-Zone auch mal 40 Km/h. Dies entging meinem Fahrlehrer natürlich nicht. Er machte mich hin und wieder darauf aufmerksam, woraufhin ich natürlich langsamer fuhr. Außerdem vergaß ich oft in den Rückspiegel zu schauen, bevor ich abbog.
Das Fahrschulfahren unterscheidet sich schon etwas von meinen Routinefahrten. Deshalb habe ich in den nächsten Tagen und Wochen einiges zu tun. Ich will meinen Kopf wieder darauf trainieren, aufmerksamer und vorsichtiger zu fahren. Nur so kann ich die Gutachter-Fahrprüfung bestehen. Dem Gutachter kommt es zwar darauf an, dass ich mit meiner rechten Hand und meinem rechten Bein sicher und gut fahren kann, er legt jedoch natürlich auch Wert darauf, dass ich sämtliche Verkehrsregeln beachte. Deshalb werde ich noch ein paar Fahrstunden nehmen.
Die ersten Fahrstunden sind geschafft!
Nachdem wir aus dem tückischen Viertel mit den vielen Einbahn- und Anliegerstraßen heraus waren, ging es zurück zur Fahrschule. Die ersten Fahrstunden lagen hinter mir. Jetzt wusste ich, dass ich auf jeden Fall ein ganz normales Auto nahezu problemlos steuern könnte! Ich freute mich riesig.
Jetzt fehlt mir nur noch ein bisschen Übung und dann kann ich endlich die Fahrprüfung machen. Ein großer Erfolg für mich!
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