Spieglein, Spieglein…
Hast Du schon einmal etwas von der Spiegeltherapie gehört?
Das ist eine Methode, die häufig bei Menschen eingesetzt wird, die einen Schlaganfall erlitten und aufgrund dessen zum Beispiel eine Hemiparese haben. Die Spiegeltherapie wurde 1996 von Vilyanur S. Rachandran entwickelt und wird inzwischen von vielen Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten regelmäßig eingesetzt.
Für die Durchführung dieser Therapie sitzt der Patient vor einem Spiegel. Der Spiegel ist so zwischen beiden Körperhälften des Patienten angebracht, dass dieser nur seine „gesunde“ Körperhälfte sehen kann:
Während der Therapie führt der Patient verschiedene Übungen mit seinem Arm oder seinem Bein durch. Dabei schaut er in den Spiegel. Ziel ist es, das eigene Gehirn zu täuschen. Es soll glauben, nicht die gesunde, sondern die eingeschränkte Körperhälfte mache die Übungen. Dadurch sollen diejenigen Areale im Gehirn stimuliert werden, die aufgrund der besonderen körperlichen Situation nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten.
Bei vielen Menschen führt diese Therapie zu einer Verbesserung der Grob- und Feinmotorik innerhalb der eingeschränkten Körperhälfte.
Meine Erfahrungen mit dieser Methode
Ich habe die Spiegeltherapie einige Male zusammen mit meiner Ergotherapeutin und auch zu Hause alleine durchgeführt. Zunächst ging es darum, dass ich die linke Hand vor dem Spiegel platzierte und nur in den Spiegel schaute. Ich sollte mir intensiv vorstellen, dass ich im Spiegel nicht meine linke, sondern meine rechte Hand sah. Meine richtige rechte Hand lag währenddessen hinter dem Spiegel, so dass sie außerhalb meines Blickfeldes war.
Als ich das erste Mal in den Spiegel schaute und mir vorstellte, die Hand im Spiegel wäre meine rechte Hand, funktionierte es ein wenig. Mein Gehirn glaubte der Täuschung. Doch schon nach einer Sitzung ließ es sich nicht mehr darauf ein. Es wusste, dass im Spiegel nur meine linke Hand zu sehen war. Und das änderte sich leider auch nicht. Bei jeglicher Übung, die ich vor dem Spiegel ausprobierte, wusste ich genau, dass sie von meiner linken Hand durchgeführt wurde, während meine rechte Hand ruhig hinter dem Spiegel lag.
Aus diesem Grund hatte die Spiegeltherapie auch nach einigen Wochen keinen Effekt auf die Motorik meiner rechten Hand. Zuerst frustrierte mich das. Schließlich habe ich mir im Vorfeld viel von dieser versprochen. Ich stellte es mir cool vor, durch Übungen mit der linken Hand die Beweglichkeit meiner rechten Hand zu verbessern.
Jetzt im Nachhinein denke ich: Mein Gehirn kennt meinen Körper vielleicht einfach zu gut. Schließlich habe ich ja nicht erst seit Kurzem eine Hemiparese, sondern schon seit meiner Geburt. Mein Kopf weiß ganz genau, wie sich meine rechte und linke Körperhälfte anfühlen. Er lässt sich nicht täuschen. Und genau das macht mich auch ein bisschen froh. Ich finde es schön, dass ich meinen Körper so gut kenne.
Deshalb mache ich mich auch nicht verrückt. Es gibt viele andere Methoden, die mir helfen, die Beweglichkeit meiner rechten Seite zu verbessern. Und diese nutze ich für mein Projekt. Die Spiegeltherapie allerdings habe ich inzwischen aufgegeben.
Falls auch Du eine besondere körperliche Situation hast, würde ich Dir trotzdem empfehlen, diese Therapie einfach mal auszuprobieren.
Denn bei vielen anderen zeigt sie Wirkung!
Oder hast Du sie vielleicht schon ausprobiert? Schreibe gerne in die Kommentare, welche Erfahrungen Du mit ihr gemacht hast. Ich freue mich darauf.
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