Behindert sein oder sich behindert machen lassen?

,,Janina, das ist doch viel zu schwer für dich.“

,,Janina, lass mich das lieber machen.“

,,Janina, ich glaube, das schaffst du nicht.“

Sätze wie diese kenne ich beinahe mein Leben lang. Sie wurden häufig von meinen Verwandten und Freunden geäußert, um mich vor Misserfolgen zu bewahren und um mir das abzunehmen, was sie mir vermeintlich nicht zutrauten.

Berufsträume einer Fünfjährigen

Als ich etwa fünf Jahre alt war, hatte ich den Wunsch, später einmal Kellnerin zu werden. Die Kellnerinnen und Kellner, die ich damals in Restaurants kennenlernte, wirkten immer so fröhlich und freundlich auf mich. Deshalb dachte ich, sie hätten zu jeder Zeit Spaß an ihrer Arbeit. Und genau das wollte ich auch.

Als ich meiner Oma von meinem Berufstraum erzählte, sagte sie jedoch sofort: ,,Janina, das wird nicht klappen, denke ich. Das wirst du mit deiner Hand nicht hinbekommen.“.

Mich machte diese Aussage sehr traurig!

Schließlich erinnerte sie mich wieder daran, dass ich behindert war und aufgrund dessen immer eingeschränkt sein würde; auch in Bezug auf meinen Wunschberuf.

Ich änderte meine beruflichen Pläne noch ziemlich oft in meiner Kindheit. Mit sieben Jahren wollte ich beispielsweise Friseurin werden, mit neun Jahren Ärztin. Doch jedes Mal, wenn ich einem Erwachsenen davon erzählte, machte man mir ziemlich schnell klar, dass ich diese Träume wohl niemals würde erreichen können.

Auch den Satz ,,Lass mich das lieber machen.“ kenne ich sehr gut.

Meine Mutter hat ihn innerhalb meiner Kindheit oft verwendet, wenn ich beispielsweise etwas kochen wollte. Häufig nahm sie mir daraufhin den Kochlöffel aus der Hand und stellte sich selbst vor den Herd. Heute sagt mein Freund gelegentlich diesen Satz, wenn es darum geht, schwere Tüten zu tragen. Jedes Mal, wenn ich die Worte ,,Lass mich das lieber machen.“ gehört habe oder höre, bin ichfrustriert. Dieser Satz gibt mir das Gefühl, dass man mir vieles, von dem ich überzeugt bin, dass ich es kann, nicht zutraut. Ich fühle mich dadurch eingeschränkter als notwendig.

Mir ist die positive Absicht hinter diesen Äußerungen bewusst, dennoch behindern sie mich.

Ich weiß, dass meine Familie und Freunde die oben aufgezählten Äußerungen tätigen, um mir schwere Dinge abzunehmen, um mich zu beschützen und vielleicht auch, um mich vor dem Scheitern zu bewahren. Dennoch denke ich oft, dass mich gerade Aussagen, wie ,,Das ist viel zu schwer für dich.“ daran hindern, zu träumen, mir Ziele zu setzen und Dinge, die vielleicht zunächst schwierig erscheinen, auszuprobieren. Insofern machen mich diese Sätze vielleicht ,,behinderter“ als ich bin.

Fortan lasse ich solche Sätze los und glaube an das Gegenteil!

Ich denke, dass jeder Mensch selbst beurteilen sollte, wozu er fähig ist; egal ob dieser eine besondere körperliche Situation hat oder nicht. Daher glaube ich, dass es Zeit für mich ist, mehr an mich zu glauben und selbst zu bestimmen, was ich kann und was ich lernen möchte. Ich bin davon überzeugt, dass ich mein Ziel, gesund zu werden, mit viel Übung und Training erreichen kann. Und es ist mir egal, ob andere vom Gegenteil überzeugt sind oder nicht.

Hast Du Sätze wie ,,Das ist viel zu schwer für Dich.“ auch schon gehört?

Wenn ja, wie ging es Dir damit? Schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Eintrag.

Falls Du ebenfalls negative Erfahrungen mit Sätzen wie diesen gesammelt hast, rate ich Dir, diese Sätze ebenfalls loszulassen und an Dich und Deine Ziele zu glauben. Ich bin sicher, dann schaffst Du auch genau das, was Du Dir vorgenommen hast.

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema.