Wie behindert bist du eigentlich?!

Hoch in den Bäumen

Vor kurzem bin ich das erste Ziel meiner Kann-Ich-Liste angegangen. Ich war mit meinem Freund und dessen Familie im Kletterwald. Mein Ziel war es hierbei, mir zu beweisen, dass ich trotz meiner körperlichen Situation klettern kann.

Ein spannender Tag begann.

Nach der Anmeldung und dem Erhalt des Sicherungsgurtes ging es gleich in einen sogenannten Übungspark. Dieser war circa 1,5 bis 2 Meter hoch. Dort erklärte uns ein Trainer des Parks alles Wissenswerte rund ums Klettern. Darüber hinaus machte er deutlich, worauf wir während des Kletterns achten müssen, um zu jeder Zeit durch den Gurt und die daran befestigten Seile gesichert zu sein.

Im Anschluss daran sollten wir den Übungspark einmal unter Beobachtung des Trainers durchlaufen.

Erste Herausforderung Übungsparkour

Es stellte sich heraus, dass der Übungsparkour gar nicht so leicht war, wie er aussah. Ich war relativ schnell oben (klar bei 1,5 Metern Höhe). Aber ich hatte wenig Vertrauen in meinen Sicherheitsgurt. Mir war bewusst, dass der Gurt immer mit einem Sicherungsseil am und zwischen den Bäumen verbunden war, trotzdem hatte ich immer wieder Angst davor, herunterzufallen.

Nach ein wenig Herumprobieren und Übung gab ich mir jedoch einen Ruck. Schließlich wollte ich ja nicht schon beim Übungspark schlappmachen. Im Gegenteil, ich wollte nach ganz oben. Ich ließ mich also in meinen Gurt fallen und meisterte die Hindernisse des Übungsparks.

Bei den ersten zwei Hindernissen ging es darum, auf einem Drahtseil zwischen zwei Bäumen zu balancieren. Das war ziemlich schwer für mich, weshalb ich mich zumeist auch neben dem Seil zum nächsten Baum entlanghangelte. Es fühlte sich merkwürdig an, wie ein nasser Sack in der Luft zu baumeln und sich Stück für Stück mit den Armen entlang des Seils fortzubewegen. Aber es war auch eine sehr spannende Erfahrung, darauf zu vertrauen, dass ich in der Luft sicher gehalten wurde.

Das dritte Hindernis bestand aus einer Mini-Seilbahn. Es galt sich in den Gurt hineinzusetzen und hinunterzugleiten. Das hat mir ziemlich schnell viel Spaß gemacht. Ich fühlte mich nun sicherer in meinem Gurt und vertraute darauf, dass er mich in der Luft hielt.

Ich durchlief den Übungspark zweimal, bevor ich mich an den Kletterparkour in luftiger Höhe begab.

Zweite Herausforderung Höhe

Ich muss zugeben, dass es ziemlich lange dauerte, bis ich in fünf Metern Höhe auf einer der Einstiegsplattformen des hohen Kletterparkours ankam. Die Strickleiter, die zur Plattform hinaufführte, sah sehr wackelig aus. Zum Glück hielt mein Freund sie fest, so dass ich halbwegs ,,wackelfrei“ hinaufklettern konnte. Dennoch kostete es mich einige Überwindung, immer wieder eine Sprosse weiter nach oben zu klettern. Und schon auf der Leiter fiel mir auf, dass meine Aufregung nicht daher rührte, dass ich eine besondere körperliche Situation habe. Nein, ich hatte einfach Angst vor der Höhe! Immer wieder schoss mir der Gedanke in den Kopf: ,,Gut Janina, du hast dir jetzt bewiesen, dass du trotz körperlicher Situation klettern könntest. Jetzt reicht`s dann auch.“.

Aber ich wollte nicht aufgeben, ich wollte klettern und meiner Höhenangst den Kampf ansagen. Also kletterte ich mit meinen Beinen, die mir zwischenzeitlich wie Wackelpudding vorkamen, weiter hinauf zur ersten Plattform. Oben angelangt, musste ich erst einmal durchatmen.

 

Jetzt ging es los…

Meine Beine zitterten nach wie vor. Doch irgendwann gelang es mir, sie zu beruhigen und sie Richtung des ersten Hindernisses zu bewegen. Dieses bestand aus mehreren langen Holzbrettern, die zwischen zwei Baumplattformen gespannt waren. Das für mich Schwierige an diesem Hindernis: zwischen den Holzbrettern klafften relativ große Löcher, die einen erschreckenden Blick nach unten freigaben. Man musste sie mit einem großen Schritt überspringen. Grrrrrrrrrr…..

Ich versuchte, möglichst ruhig zu bleiben, aber immer wieder machte sich meine Höhenangst bemerkbar. Zum Glück hatte ich meinen Freund und dessen Familie dabei. Alle riefen mir immer wieder Mut zu.

Und schließlich wagte ich den ersten Schritt aufs Hindernis:

Und sofort war ich beruhigter. Ich stellte fest, dass die Schritte, die ich zwischen den einzelnen Holzbrettern machen musste, relativ groß, aber auf jeden Fall zu schaffen waren.

Während des Überquerens versuchte ich möglichst wenig nach unten zu schauen, um die Höhe auszublenden. Es klappte, schnell hatte ich das erste Hindernis gemeistert. Ich machte beinahe Jubelschreie!

Doch nun wartete ein weiteres Hindernis…

Auf der zweiten Plattform angekommen, atmete ich erneut tief durch. Doch als ich das nächste Hindernis sah, bekam ich wieder ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Dieses Mal bestand das Hindernis erneut aus Holzbrettern; nur waren diese viel schmaler als die vorherigen. Es war eine Art Leiter, die zwischen den Bäumen gespannt war und relativ wackelig aussah. Zwischen den einzelnen Holzbrettern konnte man erneut wunderbar hinunter in die Tiefe schauen.

Meine Beine begannen wieder leicht zu zittern. Der Widerstand in mir, dieses Hindernis zu überqueren, war groß. Ich hatte erneut Angst zu fallen.

Schließlich überwindete ich mich auch hierbei nach einiger Zeit.

 Ich wagte den ersten Schritt auf das Hindernis. Und siehe da: auch das funktionierte gut. Die Abstände zwischen den Brettern waren für mich gut zu überwinden:

Mein Ziel war damit erreicht!

Ich habe mir nicht nur bewiesen, dass ich trotz körperlicher Situation klettern kann, ich habe darüber hinaus auch meine Höhenangst wahrgenommen und mich ihr gestellt! Darauf bin ich sehr stolz! Ich bin mir sicher, dass ich noch viel mehr schaffen kann, solange ich an mich und meine Fähigkeiten glaube!

Aufgrund des Zeitmangels ging es für mich bereits nach diesen Hindernissen wieder auf den ,,sicheren“ Boden zurück. Dennoch habe ich heute viel erreicht. Ich habe Mut bewiesen, an mich geglaubt und mich meinen Ängsten gestellt! Noch vor einem Jahr hätte ich mir nie zugetraut, einmal in fünf Metern Höhe in der Luft zu klettern.

Ich bin mir sicher, dass ich noch häufiger in den Kletterpark gehen werde, um weitere Herausforderungen zu bewältigen.

Kommt Dir Höhenangst auch bekannt vor? Oder hast Du andere Ängste, denen Du Dich stellen willst?

Schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Eintrag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert