Wie behindert bist du eigentlich?!

Kann ich nicht – Mach ich nicht!

Ich habe mich neulich nach vier Jahren nochmal mit einer meiner ehemaligen Klassenkameradinnen getroffen. Wir haben gemeinsam einen Kaffee getrunken und sind anschließend ein wenig durch die Stadt gelaufen.

Wir unterhielten uns währenddessen über die ,,alte“ Zeit, über unsere jeweiligen Entwicklungen in den letzten vier Jahren und über unsere heutigen Ziele. Natürlich erzählte ich ihr dabei auch von meinem großen Projekt, mich selbst zu heilen. Sie war begeistert davon. Sie freute sich über die Erfolge, die ich bisher schon erreicht habe.

In diesem Zusammenhang erinnerte sie mich daran, dass ich mich früher nie getraut habe, Neues auszuprobieren. Ich habe immer gleich gesagt: ,,Ich kann das wegen meiner Behinderung nicht!“

Nachdem sie mich darauf aufmerksam gemacht hatte, erinnerte ich mich sofort wieder daran. Es stimmte.

Früher habe ich ziemlich oft gesagt: ,,Nein, ich schaffe das nicht. Ich habe eine Behinderung.“

Dabei habe ich nicht einmal versucht, die Tätigkeiten auszuprobieren, die neu für mich waren. Vielleicht hätte ich ja wirklich einige Dinge nicht geschafft, aber manche ganz bestimmt! Doch meine körperliche Situation diente mir als Grund dafür, nichts Neues wagen zu müssen!

Im Nachhinein denke ich, dass weniger meine Hemiparese, als viel mehr mein fehlender Mut mich davon abhielt, Dinge auszuprobieren.

,,Ich kann das nicht!“ – Auch heute noch ein Satz in meinem Kopf

Ich machte mir viele Gedanken darüber, was meine frühere Klassenkameradin gesagt hatte. Währenddessen fiel mir auf, dass die Worte ,,Ich kann das nicht!“ auch heute immer mal wieder in meinem Kopf auftauchen. Wenn mich beispielsweise meine Freunde fragen, ob wir Kart fahren gehen wollen, sage ich häufig: ,,Nein, ich kann das noch nicht. Noch habe ich mich ja nicht geheilt!“. Das Wörtchen ,,noch“ ändert jedoch nichts an dem Inhalt des Satzes. Ich schiebe nach wie vor meine körperliche Situation vor, um mich vor Aktivitäten zu drücken, die ich nicht kenne und von denen ich nicht weiß, ob sie mir gelingen. Mir fehlt also heute auch noch der Mut, Risiken einzugehen und Neues zu wagen.

Das will ich nicht mehr!

Ich habe nämlich festgestellt, dass mich der Satz: ,,Ich kann das nicht!“ daran hindert, aktiv zu werden und weitere Fähigkeiten zu erlernen. Insofern hindert er mich auch an der Erreichung meines großen Ziels, endlich gesund zu werden.

Ich will meine körperliche Situation nicht mehr dafür verantwortlich machen, dass mir der Mut zum Ausprobieren fehlt! Ich will mich mehr trauen und Neues ausprobieren!

 

Daher werde ich in Zukunft nicht mehr einfach sagen, dass ich dies und das nicht kann.

Wenn ich in mir einen Widerstand wahrnehme, der mich davon abhalten will, etwas Neues auszuprobieren, werde ich mir diese Fragen stellen:

Denke ich, dass ich es nicht kann, weil ich es körperlich wirklich nicht hinbekomme?

Denke ich, dass ich es nicht kann, weil ich es mir nicht zutraue?

Oder will ich es vielleicht auch gar nicht können?

Und immer, wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass mich nur mein fehlender Mut davon abhält, mich in einer neuen Aktivität zu versuchen, probiere ich sie aus!

Kommt Dir der Satz ,,Ich kann das nicht!“ ebenfalls bekannt vor? Welche Erfahrungen hast Du mit ihm gesammelt? Willst Du ihn vielleicht ebenfalls loslassen?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar zum Thema.

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