Wie behindert bist du eigentlich?!
Hemiparese – Was ist das?
Definition:
Das Wort ,,Hemiparese“ stammt aus dem Griechischen. Der erste Teil des Wortes ,,Hemi“ bedeutet übersetzt halb oder auch einseitig. ,,Parese“ bedeutet übersetzt Erschlaffung und wird heute als unvollständige Lähmung verstanden.
Unter Hemiparese versteht man daher eine unvollständige Lähmung einer Körperhälfte.
Hemiparese ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Hemiplegie. Damit ist eine vollkommene Lähmung einer Körperhälfte gemeint. Menschen, die eine Hemiplegie haben, sind laut Fachliteratur gar nicht erst dazu in der Lage, mit ihrer gelähmten Körperhälfte sichtbare Bewegungen auszuführen.
Personen mit Hemiparese hingegen können ihre betroffene Körperseite, wenn auch eingeschränkt, bewegen.
Auch als Video:
Ursachen:
Hemiparese entsteht aufgrund einer Schädigung in der linken oder rechten Gehirnhälfte. Ist eine Schädigung innerhalb der rechten Gehirnhälfte erfolgt, ist die Hemiparese linksseitig, liegt eine Schädigung der linken Gehirnhälfte vor, äußert sich die Hemiparese rechtsseitig.
Das liegt daran, dass die linke Gehirnhälfte in den meisten Fällen für die Steuerung der rechten Körperseite und die rechte Gehirnhälfte für die Steuerung der linken Körperseite zuständig ist.
Häufige Ursachen für die zerebrale Schädigung, durch die eine Hemiparese ausgelöst wird, sind Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder auch Tumore.
Auswirkungen:
Meistens äußert sich eine Hemiparese dadurch, dass bestimmte Bewegungen des Arms und des Beins möglich, jedoch eingeschränkt sind. Grobmotorische Bewegungen gelingen Betroffenen häufig noch sehr gut, feinmotorische Bewegungen, wie zum Beispiel das Schreiben funktionieren allerdings nicht mehr.
Zumeist findet auch eine Kraftminderung der betroffenen Körperhälfte statt, so dass bestimmte Aktivitäten, die viel Kraft kosten, nicht mehr ausgeführt werden können.
Auch eine Sensibilitäts- und oder eine Sprachstörung können auftreten.
Darüber hinaus tritt häufig auch eine gesteigerte Spannung der Skelettmuskulatur auf, die sich beispielsweise in Form einer Verkrampfung/Spastik der betroffenen Hand oder des betroffenen Fußes zeigt.
Meine Hemiparese und ich:
Ich habe meine rechtseitige Hemiparese vermutlich durch einen vorgeburtlichen Schlaganfall bekommen. Wie und warum es dazu kam, ist bis heute nicht bekannt.
Feststeht allerdings, dass ich innerhalb des motorischen Zentrums meiner linken Gehirnhälfte eine kleine Narbe habe.
Meine Hemiparese früher:
Ich konnte mein rechtes Bein und auch meinen rechte Hand schon immer bewegen. Bei meinem Bein fiel jedoch auf, dass ich mit dem rechten Fuß humpelte. Das lag daran, dass ich beim Laufen zunächst mit der Spitze des Fußes und nicht, wie üblich, mit der Ferse auftrat.
Hüpfen und Springen konnte ich mit beiden Beinen gut, auf einem Bein stehen schaffte ich jedoch nur dann, wenn mein linkes Bein auf dem Boden stand und mein rechtes in der Luft hing. Gleichgewicht zu halten und zu balancieren gelang mir auch nicht besonders gut.
Meine rechte Hand war insofern eingeschränkt, als dass sie häufig verkrampfte, wenn ich aufgeregt war, mich erschreckte oder ich mich stark auf eine Bewegung konzentrieren musste, die ich mit der linken Hand ausführte.
Außerdem konnte ich viele Bewegungen, die für andere Menschen völlig selbstverständlich sind, nicht ausführen. Beispielsweise war es mir nicht möglich, ein normales oder auch ein Wein- oder Sektglas mit der rechten Hand zu halten. Auch fiel es mir schwer, ein Handy, einen Ball oder eine Flasche mit der rechten Hand zu greifen und über eine bestimmte Dauer festzuhalten.
Beim Essen hatte ich insofern Schwierigkeiten, als dass ich mit der rechten Hand kein Messer festhalten konnte. Es war mir daher nicht möglich, beispielsweise ein Stück Fleisch mit der rechten Hand durchzuschneiden.
Weiterhin gelang es mir nicht, andere Menschen mit der rechten Hand zu begrüßen. Ich gab stattdessen immer die linke Hand. Dies störte mich sehr, da ich dadurch häufig von Beginn eines Gesprächs an ,,schief“ angesehen wurde.
Meine Hemiparese heute:
Früher ging ich davon aus: „Ich muss mich mit diesen Einschränkungen abfinden. Ich bin und bleibe behindert.“ Aber falsch gedacht: Denn mit 21 Jahren habe ich herausgefunden:
Das stimmt überhaupt nicht!
Ich habe angefangen, meine Hemiparese aktiv zu verbessern; und das mit jeder Menge Spaß, Motivation und vielen Erfolgen! Denn das meiste, von dem, was ich oben geschrieben habe, schaffe ich inzwischen: Heute kann ich:
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Quellen des Blogbeitrags:
Habermann, Carola (2002): Hemiplegie/Hemiparese. Überblick über das Krankheitsbild und seine Störungen. In: Habermann, Carola & Kolster, Friederike (Hrsg.): Ergotherapie im Arbeitsfeld Neurologie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 280-330.
Haupt, Walter F., Jochheim, Kurt-Alphons & Remschmidt, Helmut (2002): Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe. 9. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.
Krämer, Günter (1998): Schlaganfall. Was Sie jetzt wissen sollten. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen. Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Mit Ratschlägen zur Lebensführung und Betreuung. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.
Kuhn, Birgit (2010): Logisches Denken trainieren. Gehirn trainieren und Zusammenhänge erkennen. Die erfolgreichsten Methoden, Tipps und Strategien. München: Compact Verlag GmbH.
Naglo, Kathrin (2007): Hemiplegie nach Schlaganfall, Schädelhirntrauma und anderen Hirnerkrankungen. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag GmbH
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